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Die „Rule of Thirds“: Praktisches Hilfsmittel zur Quantifizierung der Acetabulären Überdachung auf einer Standard-Beckenübersichtaufnahme
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Für eine richtige Indikationsstellung und ein optimales Ergebnis nach gelenkserhaltender Hüftchirurgie ist eine korrekte Beurteilung der anteroposterioren (AP) acetabulären Überdachung entscheidend. Die Quantifizierung der vorderen und hinteren Überdachung ist umständlich und benötigt CT, MRT oder eine spezialisierte Software, welche nicht überall erhältlich ist. Die «Rule of Thirds» ermöglicht eine einfache Zuordnung der AP-Überdachung auf einer standardisierten Beckenübersichtsaufnahme. Diese Methode ordnet ähnlich dem Acetabular wall index den Schnittpunkt der vorderen (hinteren) Überdachung mit einem Drittel des Femurkopf-radius (diameter) zu. Das mediale Drittel stehtfür eine defiziente, das Laterale für eine exzessive Überdachung. Wie lautet die Validität (Area under the curve [AUC], Sensitivität, Spezifizität, positiver/negativer Likelihood ratio [LR(+)/LR(-)], positiver/negativer prädiktiver Wert [PPV, NPV]) der Rule of Thirds um eine (1) exzessive und (2) defiziente vordere-/hintere Überdachung zu erkennen?
Methodik: Retrospektive Analyse aller konsekutiven Patienten (2003-2005) an unserer Institution, die für eine gelenkserhaltende Chirurgie in Frage kamen. Unterteilung anhand der respektiven acetabulären Pathomorphologien in sechs spezifische Gruppen (Dysplasie, Overcoverage, schweres Overcoverage, exzessive acetabuläre Anteversion, acetabuläre Retroversion, totale acetabuläre Retroversion). Von dieser Gesamtpopulation wurden 161 Hüften zufällig ausgewählt. Erfassung der vorderen/hinteren Überdachung mit Hip²norm (Universität Bern, Bern, Switzerland), einer Computer Software zur Evaluierung der acetabulären Morphologie. Messung des Anterior und Posterior wall index auf standardisierten AP Beckenübersichtsaufnahmen und Anwendung der Rule of Thirds (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: (1) Die Erfassung einer exzessiven vorderen und hinteren Überdachung mit der Rule of Thirds ergab eine AUC von respektive 0.50 und 0.93.
(2) Die Erkennung einer defizienten vorderen und hinteren Überdachung mit der Rule of thirds ergab eine AUC von respektive 0.96 und 0.88. Sowohl für eine exzessive als auch eine defiziente vordere/hintere Überdachung ergaben sich eine hohe Spezifizität und PPV, jedoch eine niedrigere Sensitivität und NPV.
Die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlich exzessiven (defizienten) Überdachung war sehr hoch bei Projektion der Vorder- und Hinterwand auf das laterale (mediale) Drittel. Die Rule of Thirds ist somit sehr spezifisch, jedoch wenig sensitiv.