gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Sportspezifischer Kniestabilitätsscore im Handball? Entwicklung eins objektiven Entscheidungskriteriums zur Beurteilung der Kniefunktion nach Verletzungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alina Rühlemann - Lehrstuhl für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Dominik Raab - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Biomechanik und Robotik, Duisburg, Germany
  • Constantin Mayer - Lehrstuhl für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität Duisburg-Essen, Mülheim an der Ruhr, Germany
  • Marcus Jäger - Lehrstuhl für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität Duisburg-Essen, Mülheim an der Ruhr, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB68-1197

doi: 10.3205/21dkou419, urn:nbn:de:0183-21dkou4196

Published: October 26, 2021

© 2021 Rühlemann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Der Handballsport liegt auf Platz zwei der verletzungsreichsten Sportarten in Deutschland (DOSB 2018, Pieper et al. 2007). Hierbei betreffen ca. 35% der Verletzungen das Kniegelenk. Zur Verletzungsprävention ist die Beurteilung der funktionellen Stabilität von größter Bedeutung (Petersen et al. 2016, Rühlemann et al. 2019). Nach einer Knieverletzung finden funktionelle Tests immer mehr Einzug in den Entscheidungsprozess der Sportfreigabe. Dennoch fehlen bislang sportspezifische Beurteilungskriterien dieser.

Ziel der Studie ist die Entwicklung eines sportspezifischen objektiven Entscheidungskriteriums zur Beurteilung der funktionellen Kniestabilität von Handballspielern. Der sportartspezifische Kniestabilitätsscore soll zur Reduzierung des (Wieder-)Verletzungsrisikos im Handballsport dienen.

Methodik: 334 Probanden beiden Geschlechts (98 Handballer mit Knieverletzung, 46 Nicht-Sportler, 190 Handballer ohne Knieverletzung als Vergleichskollektiv) haben den Sporttauglichkeitstest Back in Action (BiA) absolviert (Hildebrandt et al. 2015, Herbst et al. 2015), bei dem auf Grundlage von sieben beid- und einbeinigen Aktivitätstests 14 Messgrößen zur Quantifizierung der Leistungskomponenten Balance, Stärke, Agilität und Schnelligkeit erhoben werden (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Der sportspezifische Kniestabilitätsscore (SKSS) einer Person beruht auf einer vorzeichenkorrigierten Standardisierung der individuellen Messgrößen einer Person mit dem Vergleichskollektiv. Eine Person mit einem SKSS von -2 beispielsweise hat zwei Standardabweichungen schlechter im BiA-Test abgeschnitten als das Vergleichskollektiv. Dabei berücksichtigt der SKSS zu gleichen Teilen die funktionelle Performance (SKSS_fPer) als auch die Symmetrie der Testergebnisse (SKSS_Sym). Die Symmetrie berechnet sich wiederrum aus den standardisierten Subscores für Balance, Stärke, Agilität und Schnelligkeit (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1]). Zur statistischen Auswertung der Gruppenunterschiede wurde aufgrund fehlender Normalverteilung der Kruskal-Wallis-Test mit Bonferroni-Korrektur angewandt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Mit Ausnahme des Subscores Stärke-Symmetrie zeigen alle Performance- und Symmetrie-Subscores signifikante Unterschiede zwischen Handballern und Nicht-Sportlern (p<0,007 bis p<0,001). Handballer erzielen sowohl im Gesamtscore SKSS (-0,102±0,537 vs. -0,898±1,272) als auch in der funktionellen Performance (SKSS_fPer) (-0,115±0,741 vs. -1,210±2,324) und der Symmetrie (SKSS_Sym) (-0,089±0,655 vs. -0,585±0,850) sign. höhere Werte als Nicht-Sportler.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die SKSS Subscores von Handballern signifikant von Nicht-Sportlern unterscheiden. Der SKSS bietet somit eine objektivierte, differenzierte Bewertung der sportspezifischen funktionellen Kniestabilität. Der SKSS kann daher zukünftig herangezogen werden um Leistungsdefizite zu erkennen, gezielte individuelle Trainingsempfehlungen auszusprechen und somit letztendlich (Wieder-) Verletzungen vorzubeugen.