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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Wie weit ist die Digitalisierung der medizinischen Lehre fortgeschritten? Eine multinationale Umfrage unter Studenten und Dekanen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Isabel Graul - Waldkliniken Eisenberg, Deutsches Zentrum für Orthopädie, Eisenberg, Germany
  • David Alexander Back - Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, DFSZ, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Georg Matziolis - Waldkliniken Eisenberg, Deutsches Zentrum für Orthopädie, Eisenberg, Germany
  • Stefan Ferdinand Hertling - Universitätsklinik Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Jena, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB66-605

doi: 10.3205/21dkou407, urn:nbn:de:0183-21dkou4073

Published: October 26, 2021

© 2021 Graul et al.
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Text

Fragestellung: Um eine erfolgreiche medizinische Ausbildung trotz der COVID-19-Pandemie zu gewährleisten ist das Angebot nach Online-Lehre ist enorm gestiegen. Die schnelle und effiziente Umstellung der Lehre auf eine digitale Lehrform stellt für Studierende und Dozenten, sowie Universitäten eine immense Herausforderung dar. Ziel dieser Studie ist es, die Eindrücke von Studierenden und Lehrenden von adhoc etablierter Online-Lehre zu erfassen.

Methodik: Diese Querschnittsstudie basiert auf zwei Fragebögen, verteilt unter Medizinstudenten und Prodekane für Lehre in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die gestellten Fragen (Entscheidungsfragen, kategoriale Fragen auf einer Likert-Skala und offene Fragen) beschäftigten sich mit der Häufigkeit und Form der angebotenen digitalen Lehre, deren Qualität und der Zufriedenheit mit den digitalen Lehrangeboten bei den Studierenden. Ebenfalls wurden qualitative Fragen nach fehlenden Inhalten und Verbesserungsmöglichkeiten aus Sicht der Studierenden erfragt. Die Prodekane wurden nach ihrer Meinung über den Einfluss der Pandemie auf die Lehre, die organisatorische Aufstellung und Umsetzung der Universitäten auf digitale Lehre, und Zukunftsaussichten befragt.

Ergebnisse: 3030 Studierende (m=752, f=2245) aus allen 53 Universitäten wurden in der Studie eingeschlossen. 92% sahen ihr Studium durch die Pandemie beeinflusst, nur 19% ausschließlich negativ. 97% der Studierenden konnten an digitalen Lehrangeboten teilnehmen, aber nur 4% konnten ausschließlich digital lernen. Bei 77% der Studierenden machten die digitalen Angebote über 80% der angebotenen Lehre aus. Inhaltlich klagten die Studierenden über mangelnde Angebote an praktischer Lehre (Kontakt zu Patienten, Dozenten, Kommilitonen), schlechter Qualität der Lehre (Vertonung, häufiger Umstellung von Seminaren, Problem-orientierte Lerngruppen auf Frontalunterricht, fehlende Interaktionsmöglichkeiten) und mangelnde technische Ausstattung der Universitäten (Knowhow der Dozenten, Serverkapazitäten). Insgesamt schätzten die Studierenden die Umsetzung digitaler Lehre in den Universitäten in 42% gut oder sehr gut ein. 41 der 53 Prodekane beantworteten den Fragebogen und 35 empfanden die medizinische Ausbildung beeinflusst durch die Pandemie. Die Prodekane (80%; 33/41) sahen die Digitalisierung der medizinischen Lehre durch die Pandemie befeuert. Nur 44% (18/41) empfanden Ihre Universität gut oder sehr gut aufgestellt für die digitale Lehre.Alle Prodekane glauben an ein Fortbestehen digitaler Lehre in der Medizin über die Pandemie hinaus.

Fazit: Im deutsch-sprachigem Raum wurde die schnelle Umstellung der medizinischen Lehre auf eine digitale Form quantitativ gut umgesetzt. Qualitativ mangelt es der digitalen Lehre noch an praktischem Bezug und in der Nutzung von neuen digitalen Medien (Lernspiele, VR, online-Fragestunde). Der Einzug der digitalen Lehrform in die medizinische Lehre wird aller Voraussicht nicht nur temporär sein.