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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Lipidomics-Analyse zeigt signifikante Veränderungen der zirkulierenden Di- und Triglyzeride nach Aufbohren des Markkanals in einem Polytrauma-Schweinemodell mit einer Femurfraktur

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Yannik Kalbas - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Kumabe Yohei - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Sascha Halvachizadeh - UniversitätsSpital Zürich, Traumatologie, Universität Zürich, Zürich, Switzerland
  • Thorsten Hornemann - Universitätsspital Zürich, Institut für klinische Chemie, Zürich, Switzerland
  • Paolo Cinelli - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Roman Pfeifer - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Christoph Pape - Klinik für Traumatologie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB57-1410

doi: 10.3205/21dkou353, urn:nbn:de:0183-21dkou3536

Published: October 26, 2021

© 2021 Kalbas et al.
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Fragestellung: Fettembolien sind häufige Komplikation in Patienten mit akuten Traumata und Frakturen der langen Röhrenknochen. Durch die Intravasation von Knochenmarkfett verursacht, kommen sie häufig nach Aufbohren und Nageln des Markkanals vor. "Lipidomics" ist eine neue Analysemethode der zirkulierenden Lipide und gewinnt Bedeutung im Gebiet der Schwerverletztenversorgung. Verschieden Lipid-Subgruppen zeigen eine hohe Konzentration in Knochenmarkfett. In unsere Studie untersuchten wir die Freisetzung von 233 spezifische Lipide nach Trauma und Frakturversorgung in einem bereits etablierten und standardisierten Polytrauma-Schweinemodell mit Femurfraktur.

Methodik: 54 männliche Schweine (Schweizer Landrasse) mit einem Gewicht von 50 ± 5kg wurden für 6 Stunden narkotisiert. Die Schweine wurden in 3 Gruppen eingeteilt: Polytrauma (PT), Monotrauma (MT) und Sham (S). MT erhielten eine isolierte Femurschaftfraktur, PT zusätzlich ein stumpfes Thoraxtrauma mit Lungenkontusion, eine II° (AAST) Leberlazeration und einen kontrollierten hämorrhagischen Schock (MAP 30 ± 5 mmHg für 60 min). Nach Volumensubstitution wurden dann verschiedene Methoden zur Frakturversorgung genutzt (SynReam (SR), Reamer-Irrigator-Aspirator (RIA) und Marknagelung ohne Reaming (NO)). Es erfolgten regelmässige venöse Blutentnahmen von Baseline (B) bis 6h nach Trauma. Die Lipidkonzentration sowie die Zusammensetzung wurde per Massenspektrometrie bestimmt. 233 spezifische Lipide wurden analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Lipide wurden gemäss molekularer Charakteristiken in 17 Subgruppen organisiert. Die totale Lipidkonzentration zeigte einen signifikaten (p<0.01) Abfall nach Polytrauma und blieb über den gesamten Zeitverlauf erniedrigt. Di- und Triglyzeride (DAG und TAG) verhielten sich initial gleich, zeigten dann aber nach Frakturversorgung einen signifikanten Anstieg (95.8 ± 52.4 bis 235.2 ± 202.6 nM/ml (p=0.01) und 241.5 ± 171.6 bis 583.8 ± 620.9 nM/ml (p=0.036)). In MT zeigten DAG und TAG einen signifikaten Anstieg direkt nach Fraktur und blieben für 4 Stunden erhöht (148.9 ± 63.6 (B) bis 211,7 ± 77.7 nM/ml (2h) (p<0.01) und (366.4 ± 207.8 (B) bis 552,8 ± 343.3 nM/l (2h) (p=0.01)). Im Vergleich der Versorgungsmethoden zeigten SR und NO einen signifikanten Anstieg (p<0.05) der zirkulierenden DAGs und TAGs nach Frakturversorgung in allen Gruppen (MT / PT / MT+ PT), während RIA in keiner Gruppe einen signifikanten Anstieg zeigte.

Unsere Ergebnisse zeigen signifikante Veränderungen von Menge und Zusammensetzung der zirkulierenden Lipide nach Trauma und Frakturversorgung. Wir sehen signifikant weniger Freisetzung von DAGs und TAGs nach dem Aufbohren des Markraums mit RIA. Die "Lipidomics"-Analyse in unserem standardisierten Polytrauma-Schweinemodell hilft die Rolle der Lipide im akuten Trauma und dessen Versorgung zu verstehen. Der Vergleich mit Daten aus dem klinischen Setting ist indiziert.