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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Endoskopisch gestützte Materialentfernung einer symphysenüberbrückenden Plattenosteosynthese nach minimalinvasiver Implantation – Ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephan Regenbogen - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Alexander Trulson - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Michael Lang - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Florian Högel - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Markus Küper - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Fabian M. Stuby - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB56-791

doi: 10.3205/21dkou340, urn:nbn:de:0183-21dkou3402

Published: October 26, 2021

© 2021 Regenbogen et al.
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Text

Fragestellung: Die zugangsbedingte Morbidität bei der Versorgung von Beckenfrakturen ist nach wie vor hoch. Zur Reduktion der Komplikationen wurde bereits eine Technik zur endoskopisch gestützten Implantation von Plattenosteosynthesen am vorderen Beckenring (EASY) beschrieben. Ein Jahr nach Versorgung eines Patienten mittels endoskopischer Technik wünschte dieser, bei störendem Implantat, ausdrücklich die minimalinvasive Entfernung des einliegenden Osteosynthesematerials. Anhand dieses Fallberichtes möchten wir die Technik und Herausforderungen beschreiben.

Methodik: Die zur Implantation der Osteosynthese verwendeten Portale wurden erneut angelegt. Nach stumpfer Präparation auf das hintere Blatt der Rektusscheide erfolgte die stumpfe Dissektion und Freipräparation des Spatium retzii mittels Dissektionstrokar. Die intraabdominellen Narben zeigten keine signifikanten Adhäsionen zur Harnblasenvorderwand. Zwei Querfinger oberhalb der Symphyse wurde ein Arbeitsportal angelegt. Die Symphysenplatte war bereits knöchern überbaut und musste mit konventionellen Instrumenten freipräpariert werden. Die 4-Loch-Platte konnte letztlich mittels Greifzange über das subumbilicale Portal entfernt werden. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir konnten die endoskopisch gestützte Entfernung einer Plattenosteosynthese des vorderen Beckenringes komplikationslos durchführen. Die Operationszeit betrug 108 Minuten. Die nach dem endoskopischem Primäreingriff aufgetretenen Narben konnten gut gelöst werden, sodass das Risiko einer Harnblasenverletzung limitiert blieb. Die größte intraoperative Herausforderung stellten die Überknöcherungen des Implantats dar. Insbesondere, da aktuell noch keine spezifischen Instrumente für endo- und laparoskopische Eingriffe des Beckenringes existieren und damit einhergehend eine vermehrte Gasleckage und eine Reduktion der Übersicht auftraten.

Zusammenfassend konnten wir erstmals zeigen, dass die endoskopisch gestützte Materialentfernung am vorderen Beckenring möglich ist. Die verlängerte Operationszeit erklärt sich zum einen durch die simultane, perkutane Materialentfernung am Ileosakralgelenk. Zum anderen handelte es sich, unseres Wissens nach, um den weltweit ersten Eingriff dieser Art, sodass auch die fehlende Routine einen Faktor darstellt. Die größte Herausforderung besteht allerdings aktuell darin, dass spezifische, stabile endoskopische Instrumente für Eingriffe am Becken fehlen. Deren Entwicklung und klinische Studien sind Gegenstand aktueller Untersuchungen. Perspektivisch wäre damit auch die endoskopisch gestützte Versorgung von Acetabulumfrakturen denkbar.