gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Anatomische Studie humaner Becken mit Fokus auf die minimalinvasive Frakturversorgung mit retrograden transpubischen Schrauben

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp Kutschera - LMU, Klinik für Allgemein und Unfallchirurgie, München, Germany
  • Ulrich Schreiber - OT Medizintechnik GmbH, München, Germany
  • Markus Küper - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Wilhelm Friedl - Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH, Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wertheim am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB56-558

doi: 10.3205/21dkou338, urn:nbn:de:0183-21dkou3384

Published: October 26, 2021

© 2021 Kutschera et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Die Inzidenz von Beckenringfrakturen, speziell im höheren Alter, steigt in den letzten Jahren deutlich. Hierbei nehmen minimalinvasive Operationen mit geringer iatrogener Weichteilschädigung einen immer höher werdenden Stellenwert ein. Minimalinvasive Operationstechniken, insbesondere transpubische (Kriech-)Schrauben erfordern ein enormes Know How des Chirurgen und sind nur mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad einzubringen. Präoperative Planungen und Landmarken-gestützte Operationstechniken können diese minimalinvasive Versorgung erleichtern. In vorliegender Studie wurden hierfür humane knöcherne Becken vermessen, retrograde transpubische Schrauben virtuell implantiert und deren Winkel ausgewertet.

Methodik: Aus einem deutschen CT-Datenkollektiv wurden n=30 humane, nicht-frakturierte Becken (15 Männer, 15 Frauen) mittels der Software ImFusion Suite (ImFusion GmbH, Germany) vermessen. Die standardisierte Vermessung basiert vollständig auf einem reproduzierbaren Koordinatensystem, welches durch etablierte Landmarken aufgespannt wird: dem Hüft Rotationszentrum (HRZ) im Femurkopf und der Symphysis pubica. Für die anatomische Vermessung wurden medizinisch etablierte Landmarken herangezogen: Abstand HRZ, Abstand Crista iliaca, Arcus pubicus. Anschließend wurden in einem vorgegebenen Verfahren retrograde transpubische Schrauben virtuell implantiert. Der Eintrittspunkt der Schraube liegt dabei in definiertem Abstand zur Symphyse pubica. Die Spitze der Schraube liegt cranial des Acetabulumdaches. Der Verlauf der Schraube wurde anschließend anhand der Winkel zur Frontal- und Sagittalebene analysiert (vgl. Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Winkel der transpubischen Schrauben zeigt eine deutliche Abhängigkeit zum Geschlecht der Probanden. Frauen weisen sowohl einen größeren Aufstiegswinkel alpha als auch einen größeren Öffnungswinkel beta auf. Die durchschnittlichen Winkel: bei Frauen α Ø, F: 38,1° ± 6,7°; β Ø, F: 48,9° ± 3,7°; bei Männern α Ø, M: 32,5° ± 4,5°; β Ø, M: 42,8° ± 3,0°. Ein direkter Zusammenhang zwischen weiteren Landmarken (Abstand HRZ, Abstand Crista iliaca) und den Winkel der transpubischen Schrauben kann hingegen nicht erkannt werden. Eine deutliche Geschlechtsabhängigkeit zeigt sich zudem beim Arcus pubicus: bei Frauen arc Ø, F: 89,1° ± 10,1°; bei Männern arc Ø, M: 69,2° ± 2,5°.

Vorliegende Studie bestätigt deutliche anatomische zwischen Frau und Mann. Ebenso zeigt die Studie eine Geschlechtsabhängigkeit bei der minimalinvasiven Frakturversorgung mit retrograden transpubischen Schrauben. Die eingeführte Messmethodik erweist sich als sehr gut reproduzierbar. Dies ist durch einen Vergleich der Messergebnisse verschiedener Personen stochastisch sichergestellt.