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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Ist der Therapieerfolg nach zweizeitigem Prothesenwechsel von der antibiotischen Beladung des Spacers oder der Antibiotikakette abhängig?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ismail Sahan - Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken, Germany
  • Konstantinos Anagnostakos - Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB50-186

doi: 10.3205/21dkou275, urn:nbn:de:0183-21dkou2751

Published: October 26, 2021

© 2021 Sahan et al.
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Fragestellung: Der Einsatz von Antibiotikaträgern (Spacer und Kette) hat in der Prozedur des zweizeitigen Prothesenwechsels bei periprothetischen Knie- und Hüftgelenksinfektionen seinen festen Stellenwert. Die zunehmende Anzahl an multiresistenten Keimen oder an Mischinfektionen stellt den behandelnden Orthopäden hinsichtlich der Wahl des optimalen Spacers bzw. der Kette mit korrekten Antibiotikazusätzen vor großen Herausforderungen. Doch ist der Therapieerfolg tatsächlich von der Wahl der antibiotischen Zusätze bzw. von der Antibiotikasensibilität der nachgewiesenen Keime abhängig?

Methodik: 93 Patienten (44 Knie und 49 Hüfte) wurden retrospektiv auf folgende Parameter untersucht: demografische Daten, mikrobiologische und histopathologische Ergebnisse, Typ des eingesetzten Antibiotikaträgers (Spacer/Antibiotikakette), Art der antibiotischen Beladung des Trägers (Spacer: Gentamicin, Gentamicin+Clindamycin, Gentamicin+Vancomycin, Gentamicin+Clindamycin+Vancomycin; Kette: Gentamicin), betroffenes/infiziertes Gelenk, Outcome, Follow-up. Alle Patienten wurden einem zweizeitigen Prothesenwechsel unterzogen. Als "Infektpersistenz" (=Therapieversagen) wurden die Fälle bezeichnet, bei denen der gleiche Keim, wie bei der ersten Revision festgestellt wurde. Als "Re-Infektion" hingegen die Fälle, bei denen ein anderer Keim als in der primären Operation nachgewiesen wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 41 Fällen wurden Gentamicin-Ketten verwendet und in 52 Fällen wurden antibiotikahaltige Spacer (2x Gentamicin, 18x Gentamicin+Vancomycin, 19x Gentamicin+Clindamycin und 13x Gentamicin+Vancomycin+Clindamycin) eingesetzt. Der am häufigsten nachgewiesene Keim war ein Methicillin-resistenter Staph. epidermidis, gefolgt von Methicillin-sensiblem Staph. aureus. 37,3% der nachgewiesenen Keime zeigten eine Resistenz gegen Gentamicin und 54,2% eine Resistenz gegen Clindamycin. Alle Keime waren sensibel auf Vancomycin. Bei einem mittleren Follow-up von 27,9 Monaten konnte ein Therapieversagen in 6,7% der Fälle festgestellt werden. Unabhängig davon, welcher Antibiotikazusatz verwendet wurde, wurde eine erhöhte Rate an Re-Infektion bzw. Persistenz einer Infektion zum einen bei den Fällen beobachtet, in denen die Antibiotikazusätze resistenzgerecht waren oder die Resistenzlage unbekannt war (keine auf das eingesetzte Antibiotikum spezifische Resistenztestung erfolgt oder negativer mikrobiologischer Befund) und zum anderen bei Patienten, bei denen die Kombination Gentamicin+Vancomycin verwendet wurde.

Die vorliegende Arbeit zeigte zwar eine erhöhte Rate an Resistenzen gegen Gentamicin und Clindamycin, dennoch waren diese Beobachtungen nicht zwingend mit einer erhöhten Rate an Therapieversagen vergesellschaftet. Diese Arbeit sollte Anlass geben, den Einfluss der optimalen aber auch der suboptimalen antibiotischen Zusammensetzung des Trägers auf die erfolgreiche Bekämpfung einer periprothetischen Infektion in weiteren Studien zu untersuchen.