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Einfluss der Klinikgröße auf die präoperative Verweildauer alterstraumatologischer Patienten mit proximaler Femurfraktur
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Nach aktueller Evidenz sollte die operative Versorgung hüftgelenknaher Femurfrakturen bei alterstraumatologischen Patienten innerhalb von 24 Stunden ab Aufnahme erfolgen, da mit zunehmender präoperativer Verweildauer Komplikationen und Mortalität ansteigen. Diese Evidenz wurde im aktuellen GBA-Beschluss aufgegriffen. Insbesondere in großen Kliniken wird der Zeitpunkt dringlicher Operationen jedoch oft von diversen logistischen/strukturellen Rahmenbedingungen beeinflusst. Die Hypothese der vorliegenden Registerstudie ist daher, dass an überregionalen Kliniken die präoperative Verweildauer dieser Patienten größer ist als an regionalen/lokalen Traumazentren.
Methodik: Im AltersTraumaRegister DGU® werden alle Patienten ≥70 Jahre erfasst, die nach hüftgelenksnaher Femurfraktur in einem zertifizierten Zentrum operativ versorgt werden. Es erfolgte die retrospektive Analyse der Jahrgänge 2016-2019 unter Ausschluss von Patienten mit periprothetischen Frakturen. Durch Abgleich mit dem Traumaregister DGU® wurde ermittelt, ob Patienten an einem überregionalen (ÜTZ) oder lokalen/regionalen Traumazentrum (LRTZ) versorgt wurden und dies zur Gruppendefinition herangezogen. Als primärer Outcomeparameter wurde die Zeit bis zur operativen Versorgung festgelegt, weiterhin wurden Inhouse-Mortalität und Gehfähigkeit nach 7 Tagen analysiert.
Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das ATR DGU®. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des ATR DGU® noch nicht durchlaufen (ATR-DGU-Projekt-ID:2020-008).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 19712 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 85 Jahren (IQR 80; 89) eingeschlossen. 5636 Patienten wurden an 19 ÜTZ, 14076 Patienten an 61 LRTZ versorgt; es zeigte sich kein signifikanter Unterschied bei Alter, Geschlecht und ASA-Score der beiden Gruppen. Die präoperative Verweildauer lag im Median bei 19,2h (IQR 9,0;29,8) am ÜTZ, am LRTZ bei 16,8h (IQR 6,5;24) (p<0,001); an einem ÜTZ wurden 64,7% der Patienten, an einem LRTZ 75,0% innerhalb 24h operativ versorgt (p<0,001). Diese Ergebnisse zeigten sich kongruent zur linearen Regressionanalyse (adjustiert für Alter, Geschlecht, ASA, bestehende Antikoagulation und Vorliegen von Mehrfachverletzungen). Ein Einfluss auf die Inhouse-Mortalität konnte nicht nachgewiesen werden, die Gehfähigkeit nach 7 Tagen war nach erhöhter präoperativer Verweildauer signifikant vermindert (OR 1,28; CI 1,19-1,39).
Erstmalig konnte an einem standardisiert erfassten und behandelten Kollektiv alterstraumatologischer Patienten gezeigt werden, dass die Größe der versorgenden Klinik Einfluss auf die präoperative Verweildauer von Hüftfrakturpatienten hat. Dies kann sowohl durch die Klinikstruktur (z.B. Transplantationszentrum) als auch durch das zugewiesene Patientenklientel (Komorbiditäten nicht vollumfänglich durch ASA-Score abgebildet) bedingt sein und bleibt, vor allem im Hinblick auf den in Kraft getretenen GBA-Beschluss, von hoher Relevanz für zukünftige Studien.