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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Ehrenamtliche Patientenbegleiter zur Delirvermeidung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany
  • Karl-Michael Reinauer - Klinikverbund Südwest, Kliniken Sindelfingen, Altersmedizin Med.IV, Sindelfingen, Germany
  • Marc Chmielnicki - Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB47-17

doi: 10.3205/21dkou256, urn:nbn:de:0183-21dkou2569

Published: October 26, 2021

© 2021 Prokop et al.
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Text

Fragestellung: Ein Großteil der stationär in unfallchirurgischen Kliniken behandelten Patienten sind über 70 Jahre alt und erheblich durch Begleiterkrankungen gefährdet. Häufig erleiden diese Patienten Stress und ein Delir. Das Delir kommt in der Chirurgie in 15-30% bei diesen Patienten vor und birgt im Vollbild die Gefahr in bis zu 15-25% an den Folgen zu versterben. Ansprache, Zuwendung und Beschäftigung verringern hoch signifikant dieses Risiko. Daher wurde ein neues Projekt auf Initiative des Zentrum für Alterstraumatologie und des Kreisseniorenrates zur Vermeidung von Delir und Angstzuständen bei alten stationären Patienten mit einem Besuchsdienst gestartet. Kann ein Delir durch solche Maßnahmen vermieden werden?

Methodik: Durch Laienhelfer sollte ein täglicher Besuchsdienst organisiert werden, um delirgefährderte Patienten zu unterstützen, zu unterhalten und zu begleiten. Von den Stationsärzten und Schwestern wurden Patienten ausgewählt, die wenig oder keinen Besuch bekamen und einsam wirkten, Zeichen einer beginnenden Demenz aufwiesen und Angst oder Unruhe mit der neuen Umgebung im Krankenhaus äußerten. Anhand einer Klinik SOP zum Delir, wurden Patienten mit einem manifesten Delir ausgeschlossen. Die Begleiter waren haft- und unfallversichert. Jeder Besuch wurde von den Begleitern evaluiert. Vierteljährlich erfolgten Teamsitzungen und eine Evaluation.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Laienhelfer wurden in einem 30 stündigen Kolloqium in Gesprächsführung, erste Hilfe, Hygiene und in medizinischen Themen (Osteoporose, Dement, Delir, Frakturen, etc.) geschult und erhielten am Ende eine Urkunde. Nach einer Pilotphase in der Unfallchirurgie von 6 Monaten wurde das Projekt auf 14 Stationen in 4 Krankenhäuser ausgeweitet. 75 Begleiter wurden. Vom 1.7.17 bis 1.11.20 konnten 8884 Patienten begleitet werden. Ein Besuch dauerte im Mittel 54 Minuten. Keiner der ersten 500 dokumentierten Patienten erlitt ein manifestes Delir bis zur Entlassung. Der Neuroleptikaverbrauch auf der betroffenen Station ging um 25% zurück. Die Patienten und Begleiter empfanden die Betreuung sehr gut und persönlich befriedigend. Die Bewertung der Ehrenamtlichen nach Schulnoten zum Erfolg ihrer Arbeit lag nach Schulnoten im Mittel bei 1,3. Auffällig war eine deutliche geringere Frequenz an Patientenrufen an das Pflegepersonal, die somit entlastet wurden.

Inzwischen wurde ein weiteres Projekt begonnen, wo die Begleiter die Patienten am Vorabend einer OP kennenlernen, am OP Tag mit bis zur OP Schleuse und anschließend wieder im Aufwachraum begleiten. Über 100 OP Begleitungen wurden in der Unfallchirurgie bereits durchgeführt.

Die Finanzierung des Projektes ist die nächsten 2 Jahre durch Spenden und Preise gesichert. Das Projekt kann auch als Blaupause für andere Krankenhäuser dienen. Zum Kongress werden die dann aktuellen Fallzahlen präsentiert.