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Klinisches und funktionelles Outcome operativer Versorgung komplexer Pseudarthrosen der proximalen Ulna
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Pseudarthrosen der proximalen Ulna sind seltene, jedoch schwerwiegende Komplikationen nach komplexen Ellenbogenfrakturen und führen häufig zu einem schlechten funktionellen Outcome. Allerdings existieren gegenwärtig kaum belastbare Daten zur Behandlungsstrategie und zur Funktionalität der Patienten nach operativer Versorgung.
Methodik: Von 03/2009 bis 12/2018 konnten 36 Patienten, welche bei einer Pseudarthrose der proximalen Ulna operativ versorgt wurden, im Rahmen dieser Studie eingeschlossen werden. Das Follow-up betrug im Mittel 88.6 ±32.1 Monate. Bei allen Patienten wurde die Zeit bis zur definitiven knöchernen Konsolidierung sowie verschiedene etablierte funktionelle Scores erhoben (MEPS, DASH, OES score). Ebenso wurden das radiologische Bildmaterial analysiert und Komplikationen sowie Revisionsoperationen prospektiv erfasst. Mögliche Risikofaktoren für ein schlechtes funktionelles Outcome oder eine erneut ausbleibende Knochenheilung wurden anhand einer multivariaten Analyse ermittelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Schnitt erfolgte die Revisionsoperation 6.4 ±3.0 Monate nach der initialen operativen Versorgung. Hierbei wurde bei allen Patienten eine autogene Spongiosaplastik sowie in 32 Fällen (86.5%) eine Re-Osteosynthese vorgenommen. Postoperativ zeigte sich im Schnitt nach 34 Wochen (34.4 ±21.4) eine vollständige knöcherne Konsolidierung.
Im Rahmen des Follow-up Assessments konnten 20 Patienten (53 ±12.1 Jahre, 45% Frauen) nachuntersucht werden. Zusammenfassend erreichten diese eine befriedigende bis gute postoperative Funktionalität bei einem durchschnittlichen MEPS von 79.3 ±9.9, DASH score von 35 ±13.6 und Oxford elbow score (OES) von 34 ±12.8 Punkten. Die Bewegungsausmaße der Pro- und Supination konnten durch die Operation signifikant verbessert werden (p=0.005), wobei sich die Flexions- und Extensionsausmaße postoperativ nahezu unverändert zeigten (p=0.536). Als mögliche Risikofaktoren konnten ein Nikotinabusus, eine initiale Luxationsfraktur sowie eine primär unzureichende Osteosynthese ermittelt werden.
Die Pseudarthrose der proximalen Ulna ist eine seltene Komplikation nach komplexen Ellenbogenverletzungen, welche weiterhin eine große Herausforderung für den behandelnden Traumatologen darstellt. Mit einem standardisierten Therapieverfahren kann in den meisten Fällen eine knöcherne Konsolidierung mit einer akzeptablen Funktionalität gewährleistet werden. Essentiell für die Erstversorgung ist die vollständige Reposition und korrekte Platzierung des Implantats, um das Risiko einer Pseudarthrose zu minimieren. Besonders Patienten mit Ellenbogenluxationsfrakturen sollten regelmäßig nachuntersucht werden, um möglichst früh eine Knochenheilungsstörung zu detektieren.