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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Ist die hohe valgisierende Tibiakopfumstellungsosteotomie zur Behandlung der monokompartimentalen Gonarthrose eine Alternative zur Schlittenprothese?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Heino Arnold - Orthopädisches Zentrum Fichtelgebirge, Praxisklinik Rehau, Praxis Marktredwitz, Zentrum für Fußchirurgie Hochfranken, Rehau, Germany
  • Jutta Weber - Orthopädisches Zentrum Fichtelgebirge, Praxisklinik Rehau/Praxis Marktredwitz, Zentrum für Fußchirurgie Hochfranken, Rehau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB32-1014

doi: 10.3205/21dkou149, urn:nbn:de:0183-21dkou1499

Published: October 26, 2021

© 2021 Arnold et al.
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Fragestellung: Kniegelenknahe Korrekturosteotomien bieten sich bei der Behandlung monokompartimentaler Gonarthrosen im Gefolge von Beinachsfehlern gerade bei Patienten mittleren oder auch höheren Alters mit anhaltend hohem Aktivitätsgrad als Alternative zur endoprothetischen Versorgung an. Die präoperative Planung wurde anhand der mechanischen Beinachsen und der Tibiaplateaubreite auf den"62%-Punkt" (Fujisawa 1979, Miniaci 1989, Noyes 1993) ausgerichtet. Ziel der prospektiv angelegten Studie ist, die Ergebnisse unseres Patientenkollektivs im internationalen Vergleich darzulegen und evtl. Einflußparameter auf die Indikationsstellung abzuleiten.

Methodik: In der Zeit von 9/2005 - 5/2018 wurden insgesamt 106 Patienten mit einer hohen valgisierenden Tibiakopfumstellungsosteotomie behandelt. Die Osteosynthese wurde mit einem winkelstabilen Plattenfixateur (TomoFix®) in der von Lobenhoffer propagierten Technik durchgeführt.

Die Indikation ergab sich bei 101 Patienten aus einer monokompartimentalen Arthrose, dreimal lag eine posttraumatische Achsfehlstellung und zweimal eine Überkorrektur nach vorangegangener Achskorrektur vor. Das Durchschnittsalter betrug 55,5 Jahre (33 - 70 Jahre). Zur Auswertung gelangten prä- und postoperative Einbeinstandröntgenaufnahmen. Bestimmt wurden die anatomischen sowie mechanischen Achsen an Femur und Tibia sowie die mechanische Beinachse in der Sagittal- und Frontalebene. Somit konnte die tatsächliche Beinachskorrektur im Verhältnis zur errechneten und geplanten idealen Korrektur bestimmt werden. Angestrebt wurde eine Valgisierung mit leichter Überkorrektur gemäß den Angaben Fujisawas auf den 62% - Punkt des mediolateralen Tibiakopfquerdurchmessers. Zusätzlich wurde der Lysholm-Tegner Score prä- und postoperativ erhoben. Alle Daten wurden vor der Operation und zum Zeitpunkt der Metallentfernung (ø 18 Monate postoperativ) erfaßt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei allen Operationen konnte durch die Achskorrektur die Überschneidung der mechanischen Beinachse mit dem Fujisawa-Punkt im Sinne einer leichten Überkorrektur im Valgussinne vollständig oder mit geringen Abweichungen erreicht werden (Spannbreite 60,5% - 64%).Alle Patienten erzielten in der Sagittalebene volle Streckung. Eine Patella baja wurde nicht beobachtet. Der Lysholm-Tegner Score verbesserte sich von 54 auf 92 Punkte.

Mit der HTO liegt ein etabliertes Verfahren vor, dass gerade in dem meist noch ein hohes Aktivitätslevel aufweisenden Patietenklientel der "best ager" eine gelenkerhaltende operative Behandlungsalternative bietet. Die endoprothetische Versorgung zu einem späteren Zeitpunkt wird nicht beeinträchtigt. Das Aktivitätslevel kann in den meisten Fällen im gewohnten früheren Rahmen aufgenommen werden, wenngleich bei starker Belastung leichtere Restbeschwerden gelegentlich berichtet werden. Die Ergebnisse prädestinieren die HTO als probate Therapieoption bei medialen Gonarthrosen bei Patienten mit niedrigem biologischen Alter und hohem Aktivitätsanspruch.