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Arthrose und Kniegelenksinstabilität als Langzeitfolgen der postoperativen Kniegelenksinfektion nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes – ein kontrolliertes 9-jähriges Follow-Up
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Diekurzfristigen & mittelfristigen Follow-Ups von postoperativen Kniegelenksfrühinfektionen nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes (VKB) zeigen eine zufriedenstellende Kniegelenksfunktion. Die Studie sollte in einem mindestens 8-jährigen Follow-Up die Langzeitfolgen auf die Kniegelenksfunktion, das Aktivitätslevel und die Arthroseentwicklung in einem solchen Kollektiv untersuchen. Die gematchte Vergleichsgruppe erhielt zum selben Zeitpunkt einen VKB-Ersatz in analoger Technik, ohne je Zeichen für einen Kniegelenksinfekt gehabt zu haben.
Methodik: Von Oktober 2010 bis Januar 2012, wurden 31 Patienten mit einem Kniegelenksfrühinfekt nach VKB-Ersatz mit einem standardisierten, Transplantat-erhaltenden Protokoll (arthroskopischen Kniegelenksspülungen und antibiotischer Therapie) behandelt. Die Follow-Up-Untersuchung nach mindestens 8 Jahren bestand aus einer klinischen Untersuchung, Messung der anterioren Translation (Rolimeter) und der Erhebung der IKDC, WOMAC und Tegner Score-Werte. Der Arthrosegrad wurden an Röntgenaufnahmen nach Rosenberg mittels Kellgren-Lawrence-Score bewertet. Eine Kniegelenkspunktion erfolgte bei klinisch persistierendem Infekt. Die Synovialflüssigkeit wurde mikroskopisch, mikrobiologisch und mittels Multiplex-PCR untersucht. Eine Kontrollgruppe, gematcht nach Alter, Geschlecht, BMI, VKB-Transplantat-Typ, begleitenden Kniebinnenverletzungen und dem präoperativen Tegner-Score, wurde in derselben Weise nachuntersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bis Februar 2021 konnten 18 Patienten (58%) in der Infektgruppe nach einem durchschnittlichen Follow-Up von 8,6 Jahren [8,0-9,8] und 16 Patienten in der Kontrollgruppe (FU 10,0 Jahre, [9,7-10,3]) nachuntersucht werden. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei den Matching-Kriterien.
In der Infektgruppe trat im Seitenvergleich eine signifikant höhere anteriore Translation beim Lachman-Test im Vergleich zur Kontrollgruppe auf (2,9 mm ±1,6 mm vs. 0,9 mm ±3,0mm; p=0,047), ebenso signifikant häufiger ein Extensionsdefizit (7,5°, ± 4,7°, p=0,047). In beiden Gruppen war der postoperative Tegner-Score signifikant reduziert (Infekt: 6,7, [3-10]; Kontrolle: 6,3 [3-10], p<0,05). IKDC-Score (p=0,409) und der WOMAC-Score(p=0,621) zeigten keine signifikanten Unterschiede nach 8 Jahren.
Der Kellgren-Lawrence-Score war in der Infektionsgruppe signifikant höher (Infekt: 1,75, ±0,8; Kontrolle: 0,5, ±1,5, p=0,021).
3 Patienten wurden bei klinisch persistierendem Kniegelenkinfekt punktiert, ohne dass mikrobiologisch oder durch die PCR-Analyse ein Erreger nachgewiesen wurde.
Das Outcome zeigte keine Korrelation zum initialen Keimnachweis oder Gächterstadium. Lediglich die Anzahl der Kniegelenksspülungen korrelierte mit der späteren Kniegelenksinstabilität (R=056; p=0,04).
Auch im Langzeitverlauf kann eine Kniegelenksinfektion nach VKB-Ersatz erfolgreich transplantat-erhaltend therapiert werden. Es entwickeln sich aber im Vergleich ein signifikant höherer Grad der Arthrose, Kniegelenksinstabilität und Bewegungseinschränkungen.