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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Geriatrische Patienten mit Acetabulumfraktur haben eine niedrigere Ein-Jahres-Mortalität im Vergleich zu proximalen Femurfrakturen – Eine gematchte Fall-Kontrollstudie von 486 Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Vera M. Stetzelberger - Department of Orthopaedic Surgery and Traumatology, HFR Fribourg Cantonal Hospital, University of Fribourg, Fribourg, Switzerland
  • Iris F. Brouze - Department of Orthopaedic Surgery and Traumatology, HFR Fribourg Cantonal Hospital, University of Fribourg, Fribourg, Switzerland
  • Simon D. Steppacher - Inselspital, Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Bern, Switzerland
  • Joseph Michael Schwab - Department of Orthopaedic Surgery, Medical College of Wisconsin, Milwaukee, United States
  • Johannes Dominik Bastian - Department of Orthopaedic Surgery and Traumatology, Inselspital Bern, University of Bern, Bern, Switzerland
  • Moritz Tannast - Department of Orthopaedic Surgery and Traumatology, HFR Fribourg Cantonal Hospital, University of Fribourg, Fribourg, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB26-375

doi: 10.3205/21dkou093, urn:nbn:de:0183-21dkou0938

Published: October 26, 2021

© 2021 Stetzelberger et al.
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Fragestellung: Die Inzidenz von geriatrischen Acetabulumfrakturen steigt mit dem demographischen Wandel. Im Gegensatz zu konventionellen proximalen Femurfrakturen ist die operative Versorgung komplex und erlaubt in den meisten Fällen keine postoperative Vollbelastung. Ziel der vorliegenden Studie ist: (1) die kumulative Ein-Jahres-Mortalität, (2) die perioperative Komplikationsrate und (3) die prädiktiven Faktoren für die Ein-Jahres-Mortalität nach operativer Versorgung von Acetabulum und proximalen Femurfrakturen zu bestimmen.

Methodik: Retrospektive Vergleichsstudie. Level-1 Trauma Zentrum. Ausschlusskriterien: Alter<60 Jahre, konservative Therapie, pathologische (malignom-assoziierte) Frakturen. Einschluss von 486 konsekutiven geriatrischen Patienten (136 Acetabulum- und 350 proximale Femurfrakturen).

Durchführung eines Fall-Kontroll Matching nach Geschlecht, Modified-frailty-index, Komorbiditäten und Sarkopenie: zwei vergleichbare Gruppen von jeweils 129 Acetabulum- und 129 proximalen Femurfrakturen. (1) die kumulative Ein-Jahres-Mortalität wurde mit Kaplan-Meier Überlebenszeitanalyse evaluiert. (2) Perioperative Komplikationen wurden aus der elektronischen Akte entnommen. (3) Eine uni- und multivariable Cox-Regressionsanalyse wurde zur Ermittlung von prädiktiven Faktoren für die Ein-Jahres-Mortalität durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: (1) Patienten mit Acetabulumfraktur hatten eine signifikant niedrigere Ein-Jahres-Mortalität (respektiv vor bzw. nach dem Matchingprozess 18% bzw. 18% verglichen mit 33% bzw. 36% bei proximalen Femurfrakturen, log-rank p=0.001 bzw. p=0.005) (Abbildung 1 [Abb. 1]). (2) Jedoch hatten diese Patienten häufiger perioperative Komplikationen (68% gegenüber 48% bei proximalen Femurfrakturen, p< 0.001). (3) In der multivariablen Cox-Regressionsanalyse waren bei den Acetabulumfrakturen die Faktoren Alter, perioperativer Blutverlust> 1 Liter, sowie Bett/Rollstuhl Mobilisierung mit einer erhöhten Ein-Jahres-Mortalität assoziiert. Bei den proximalen Femurfrakturen wurden das Alter und der 5-Item-Modified-Frailty-Index als negative Prädiktoren, und eine postoperative Mobilisierung unter Vollbelastung als protektiver Faktor identifiziert.

Die chirurgische Versorgung von geriatrischen Acetabulumfrakturen ist komplex und geht mit vermehrten perioperativen Komplikationen einher. Trotzdem haben geriatrische Patienten mit Acetabulumfraktur eine niedrigere Ein-Jahres Mortalität als mit proximaler Femurfraktur. Dies konnte auch nach einem Komorbiditäten-basierten Matching bestätigt werden.