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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Mikrobiologische Diagnostik bei orthopädischen Revisionseingriffen: Sonikation versus Gewebeprobe

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Theresa Johnson - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Alexander Klug - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Reinhard Hoffmann - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Yves Gramlich - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB15-849

doi: 10.3205/21dkou027, urn:nbn:de:0183-21dkou0274

Published: October 26, 2021

© 2021 Johnson et al.
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Text

Fragestellung: Die Sonikation soll zu einer hoch sensitiven Diagnostik beitragen,wobei gerade bei nicht optimaler prä-Analytik ein fraglicher Zusatznutzen, bei heterogen publizierter Testgüte (Sensitivität 0.67-0.91, Spezifität 0.72-1.0) besteht. Untersucht wurden Patienten mit periprothetischer Gelenkinfektion (PJI), implantatassoziierte Infektionen (FRI) und Spondylodiszitis. Das Ziel dieser Studie war es, die Rolle der Sonikation zur Detektion von Infektionen in der Revisionschirurgie zu beurteilen.

Methodik: Im Zeitraum von 08/2016-09/2019 wurden 149 Fälle mit vollständigem Datensatz von Sonikation, Gewebe- oder Synovialprobe und Histologie eingeschlossen. Verglichen werden Testgütekriterien und die identifizierten Krankheitserreger in der Sonikation und in der zugehörigen Gewebeprobe anhand der Übereinstimmung der Antibiogramme. Der Einfluss einer Antibiotikatherapie wurde einbezogen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden von 149 Fällen 43,6% (n=65) als PJI,2,7% (n=4) als FRI,12,8% (n=19) als Spondylodiszites, 6,7 % (n= 10) als Pseudarthrosen und 34,2% (n=51) als aseptische Schrauben- und Prothesenlockerung identifiziert. Die Sensitivität und Spezifität der Mikrobiologie von Gewebe-/Synovialprobe zeigte keinen signifikanten Unterschied zur Sonikation (Sens./Spez.: Gewebeprobe: 68,2%/96,7%; Sonikation: 60,2%/98,4%). Die Moderate Sensitivität drückte sich in einer hohen falsch negativ Rate aus (Gewebeprobe: 31,8%; Sonikation: 39,8%). Eine Antibiotikagabe vor mikrobiologischer Probenentnahme (n=40) resultierte in einer geringeren Sensitivität von jeweils 42,9% (Falsch-negativ Rate: 57,1%). Demgegenüber steigt die Sensitivität in der Gruppe ohne antibiotische Behandlung (n=109) auf 84,9% (Gewebeprobe) vs. 71,7% (Sonikation). Die Histologie zeigte eine Sens. und Spez. von 86,3% bzw.97,4%, ohne Effekt bei Antibiotikagabe. In 83,9% (n=125) der Fälle stimmten die Ergebnisse der Sonikation und Gewebeprobe hinsichtlich der Infektdetektion überein, in 26,2% (n=39) waren die Antibiogramme identisch. In 16,1% (n=24) stimmten Sonikation und Gewebeprobe nicht überein. 3 waren Falsch positiv (Sonikation: 1; Gewebeproben: 2). Nur in 4 Fällen zeigten sich verschiedene Keime. In 17 Fällen waren Gewebeprobe (n=5) oder Sonikation (n=12) falsch negativ, hier waren beweisende Kriterien (n=9) wie Fisteln, oder die Histologie in Kombination mit weiteren Untersuchungsbefunden (z.B. a-Defensin) entscheidend. In unserem Kollektiv konnte kein zusätzlicher Nutzen der Sonikation gegenüber der konventionellen mikrobiologischen Diagnostik von Gewebeproben und Synovialflüssigkeiten nachgewiesen werden. Die moderate, vergleichbare Sensitivität um im Mittel 64%, zeigt die dringende Notwendigkeit die präoperative Analytik zu optimieren. Eine prä- oder perioperative Antibiotikagabe beeinflusste die Testgüte deutlich negativ. In über 80% der Fälle zeigen Sonikation und Gewebeprobe identische Ergebnisse. In den anderen Fällen konnte die Sonikation nicht weiter zur Therapieentscheidung beitragen, hier liegen Fisteln vor und die Histologie ist entscheidend, welche die beste Testgüte in dieser Studie zeigte.