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Einfluss von Atrophie und Verfettung der Mm. multifidii auf das Auftreten symptomatischer Anschlussfrakturen nach osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen (OWKF) sind häufige Frakturen bei älteren Patienten. Rund 20 % der Patienten mit einer ersten OWKF erleiden innerhalb des ersten Jahres eine weitere Anschlussfraktur in den benachbarten Wirbelsäulensegmenten. Obwohl die Rumpfmuskulatur einen relevanten Einfluss auf die Biomechanik der thorako-lumbalen Wirbelsäule hat, wurde die potentielle Rolle der autochthonen Muskulatur in diesem Zusammenhang nie untersucht.
Ziel dieser Studie war daher, den möglichen Einfluss einer Atrophie und Verfettung der Mm. multifidii auf das Auftreten symptomatischer Anschlussfrakturen nach osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen zu evaluieren.
Methodik: Patienten, die zwischen 2014 und 2018 wegen einer OWKF in unserer Klinik operiert wurden und von denen eine adäquate Schnittbildgebung verfügbar war, wurden retrospektiv analysiert. Daten zu Epidemiologie, Frakturtyp und dem Auftreten einer symptomatischen Anschlussfraktur innerhalb eines Jahres wurden ermittelt.
Die Atrophie der bilateralen Mm. multifidii wurde in den axialen Schichten der präoperativen MRTs mittels Vermessung der Muskelquerschnittsfläche auf Höhe von BWK 12 erfasst, die Verfettung wurde nach Goutallier eingeteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In dieser Analyse von 191 Patienten (mittleres Alter: 77 Jahre, 116 weiblich), war OF 3 der häufigste Frakturtyp (49,2 %), gefolgt von OF 2 (30,9 %), OF 4 (19,4 %) und OF 1 (0,5 %). Symptomatische Anschlussfrakturen innerhalb des ersten Jahres traten bei 23/191 Patienten (12 %) durchschnittlich 12±12 Wochen postoperativ auf. Die mittlere Multifidus-Querschnittsfläche betrug 264±53 mm2 bei Patienten mit einer Anschlussfraktur und 271±92 mm2 bei Patienten ohne zweite Fraktur (p = 0,755). Die mittlere Verfettung in der Bewertung nach Goutallier betrug 2.2±0.6 bei den Patienten mit Anschlussfraktur und Goutallier 2.2±0.7 bei Patienten ohne zweite Fraktur (p = 0,694). Eine vorbestehende Medikation mit Kortikosteroiden war mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer Anschlussfraktur assoziiert (p = 0,006).
Schlussfolgerung: Atrophie und Verfettung der Mm multifidii hatten in dieser retrospektiven Kohorte keinen Einfluss auf das Auftreten symptomatischer Anschlussfrakturen im ersten Jahr nach operativ versorgter OWKF. Patienten mit vorbestehender Medikation mit Kortikosteroiden hatten ein erhöhtes Risiko für eine solche Fraktur.