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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Wirksamkeit der Transplantatbehandlung mit Vancomycin bei der vorderen Kreuzbandrekonstruktion: Analyse von mehr als 12.000 Rekonstruktionen über 14 Jahre

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jörg Richter - Orthopädische Klinik Markgröningen, Klinik für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie, Markgröningen, Germany
  • Philipp Mayer - Orthopädische Klinik Markgröningen, Klinik für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie, Markgröningen, Germany
  • Martin Eichinger - Orthopädische Klinik Markgröningen, Klinik für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie, Markgröningen, Germany
  • Michael Schlumberger - Orthopädische Klinik Markgröningen, Klinik für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie, Markgröningen, Germany
  • Philipp Schuster - Orthopädische Klinik Markgröningen, Klinik für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie, Markgröningen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB75-537

doi: 10.3205/19dkou683, urn:nbn:de:0183-19dkou6832

Published: October 22, 2019

© 2019 Richter et al.
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Text

Fragestellung: Die Kniegelenksinfektion ist eine der wesentlichen Komplikationen nach vorderem Kreuzbandersatz, deren Inzidenz ca. 0,5 - 1,0 % beträgt. In der Literatur wurde zuletzt berichtet, dass durch die lokale Anwendung von Vancomycin am Transplantat ("Presoaking") die Inzidenz postoperativer Infektionen extrem gesenkt werden konnte. Ziel dieser Arbeit war es daher, die berichtete Wirksamkeit der lokalen Vancomycinbehandlung des Transplantats an einer großen Fallserie zu belegen.

Methodik: Alle an unserer Klinik durchgeführten vorderen Kreuzbandrekonstruktionen von Januar 2004 bis Dezember 2018 wurden retrospektiv analysiert, ob es im postoperativen Verlauf zu einer Kniegelenksinfektion gekommen war. Fälle mit Mehrbandrekonstruktionen wurden ausgeschlossen. Die OP-Technik änderte sich über die Jahre der Studie nur unwesentlich. Die überwiegende Mehrzahl der Rekonstruktionen wurde mit Hamstringsehnen (Semitendinosus und Gracilis) durchgeführt. Die femorale Bohrung erfolgte von anteromedial, die Fixation mit Interferenzschrauben.

Seit Februar 2017 wurden im Standardvorgehen alle Kreuzbandtransplantate in einer mit Vancomycinlösung (5mg/ml) getränkten Kompresse bis zur Implantation verwahrt. Patienten vor diesem Zeitpunkt und ohne diese Behandlung wurden als Kontrollgruppe zusammengefasst (Gruppe 1, 10.080 Rekonstruktionen, davon 1.848 Revisionsrekonstruktionen (18,3%)). Patienten mit zusätzlicher lokaler Vancomycinbehandlung wurden in Gruppe 2 zusammengefasst (2.246 Rekonstruktionen, davon 408 Revisionsrekonstruktionen (18,2%)).

Wenn nicht innerhalb von sechs Wochen nach OP septische Komplikationen auftraten wurden die Fälle als infektfrei gewertet. Die Follow-Up-Rate mit mind. sechs Wochen Follow-Up war 96%.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In Gruppe 1 (Kontrollgruppe) kam es zu 49 postoperativen Kniegelenksinfektionen (Inzidenz 0,5%). In Gruppe 2 trat keine Kniegelenksinfektion auf (Inzidenz 0.0%). Der Unterschied war signifikant (p < 0.001). In der Subgruppenanalyse bestand ebenfalls ein signifikanter Unterschied bei primären Rekonstruktionen (0,4% vs. 0%, p = 0.001). Bei Revisionsrekonstruktionen bestand (trotz eigentlich zu niedriger Fallzahl für diese Auswertung) eine sehr starke Tendenz (0,8% vs. 0,0%, p = 0.088).

Die lokale Transplantatbehandlung mit Vancomycin senkt hocheffektiv die Rate an postoperativen Infektionen nach vorderem Kreuzbandersatz.