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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Die Änderung des tibialen Slopes bei 279 proximalen Tibia-Valgisations-Osteotomien in open-wedge bzw. closed-wedge Technik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ilona Schubert - Orthopädie und Unfallchirurgie Klinikum Bamberg, Bamberg, Germany
  • Felix Ferner - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sozialstiftung Bamberg, Bamberg, Germany
  • Peter Strohm - Klinikum Bamberg, Bamberg, Germany
  • Jörg Dickschas - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Bamberg, Friedrich Alexander Universität Erlangen, Bamberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB75-635

doi: 10.3205/19dkou678, urn:nbn:de:0183-19dkou6787

Published: October 22, 2019

© 2019 Schubert et al.
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Text

Fragestellung: Proximale, tibiale Valgisationsosteotomien (high tibial osteotomy= HTO) sind heutzutage ein etabliertes Verfahren zur Therapie der unikompartimentellen, medialen Gonarthrose. Zur Durchführung existieren zwei Techniken: die medial aufklappende (medial open wedge= MOW) und die lateral zuklappende Valgisationsosteotomie (lateral closed wedge= LCW). Nebst der intendierten Änderung der Frontalachse, hat diese Therapie jedoch auch Auswirkungen auf weitere biomechanisch-relevante Aspekte, wie den tibialen Slope (TS). Zielsetzung der Arbeit war eine Untersuchung der durch HTO herbeigeführten Änderungen des tibialen Slopes in Abhängigkeit von der Operationstechnik.

Methodik: Retrospektiv wurden 414 von 2004 bis zum November 2018 in unserer Klinik durchgeführte HTO betrachtet. Der TS wurde anhand prä- und 4-6 Wochen postoperativ angefertigter, streng seitlicher Röntgenbilder bestimmt. 135 Fälle wurden ausgeschlossen. Die eingeschlossenen 279 Fälle von 247 Patienten wurden nach verwandter Operationstechnik (MOW/LCW) in zwei Gruppen eingeteilt und der proximale, posteriore Tibia-Winkel (PPTA) bemessen. Die TS-Änderung wurde an Delta-PPTA beziffert. Die tabellarische sowie statistische Auswertung erfolgten mittels Microsoft Excel.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 190 der 279 eingeschlossenen Fällen konnten den MOW-Osteotomien und 89 den LCW-Osteotomien zugeordnet werden. Demographisch zeigten die MOW-Gruppe eine Geschlechterverteilung von 124 männlich / 46 weiblich bei 93 linken und 97 rechten Tibiae, und die LCW-Gruppe von 46 männlich /43 weiblich bei 40 linken und 49 rechten Tibiae. Das mittlere Alter der MOW-Gruppe betrug 47,6 +/- 10 Jahre (15-70Jahre), das der LCW-Gruppe 40,6+/-13,7 Jahre (15-67Jahre).

Präoperativ ergab sich kein signifikanter Unterscheid des PPTA zwischen den beiden Gruppen (p=0,720), in der MOW-Gruppe lag er bei 79,9°+/-3,2° (68-88°), während er in LCW-Gruppe bei 80,6°+/-2,6° (74-88°) lag. Die Änderung im prä- zu postoperativen Vergleich zeigte bei den MOW-Osteotomien keine signifikante Änderung (Delta-PPTA 0,07°+/- 2,9° [-12° bis 11°]). In der LCW-Gruppe wurde jedoch durch den Eingriff eine statistisch signifikante Abnahme (p<0,001) des Slope (Delta-PPTA -3,09°+/- 4,5° [-12°bis 5°]) verursacht. Bei Betrachtung der PPTA-Änderungen über den Untersuchungszeitraum zeigte sich jedoch auch hier eine Tendenz zur Minimierung der Slope-Reduktion.

Aufgrund der Rolle von Slope-Änderungen in der Biomechanik des Kniegelenks ist eine Beachtung derselben bei HTO von deutlicher Relevanz. Bei den LCW-Osteotomien wurde die in der Literatur vorherrschende These einer Slope-Abnahme zwar bestätigt, zeigte jedoch bei schwankendem Verlauf über den Untersuchungszeitraum eine Tendenz zur Minimierung der Änderung. Hingegen wurde bei den MOW-Osteotomien in diesem Kollektiv die verbreitete These einer Slope-Zunahme nicht gestützt.