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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Prävalenz acetabulärer Retroversion nach durchgemachter Legg-Calvé-Perthes Krankheit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christiane Sylvia Leibold - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Simon Steppacher - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Patrick Whitlock - Cincinnati Children's hospital medical center, Cincinnati, Ohio, United States
  • Florian Schmaranzer - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Moritz Tannast - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Klaus-Arno Siebenrock - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB65-1329

doi: 10.3205/19dkou595, urn:nbn:de:0183-19dkou5959

Published: October 22, 2019

© 2019 Leibold et al.
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Text

Fragestellung: Die Legg-Calvé-Perthes Krankheit (LCPD) ist eine kindliche Hüftgelenkserkrankung, die typischerweise zur Deformation des Femurkopfs, teils auch des Acetabulums, sowie in der Folge zu früher Arthrose führt. Wir beobachteten gehäuft eine acetabuläre Retroversion nach LCPD, inwiefern die Version des Acetabulums durch die Erkrankung beeinflusst wird, ist aktuell jedoch nicht bekannt. Ziel der Studie war daher,

1.
die Prävalenz acetabulärer Retroversion nach LCPD aufzuzeigen
2.
zu erforschen, ob die Entwicklung acetabulärer Retroversion in Abhängigkeit des Erkrankungsstadiums entsteht sowie
3.
festzustellen, ob die acetabuläre Version der Gegenseite ebenfalls betroffen ist.

Methodik: Wir untersuchten retrospektiv die Röntgenbilder von 94 Patienten (101 Hüften), die zwischen 2004-2017 in unserer pädiatrischen Klinik mit LCPD diagnostiziert wurden. 14 Patienten wurden aufgrund schlechter Bildqualität, weniger als zwei Waldenström-Stadien, vorheriger Operation oder bilateraler LCPD ausgeschlossen. Die finale Studiengruppe bestand aus 80 Patienten (80 Hüften), mittleres Patientenalter bei Diagnose war 6 ± 2 (2 - 12) Jahre. Das radiologische Follow-up betrug 7 ± 4 (2 - 23) Jahre. Die Stadieneinteilung erfolgte mittels der Waldenström-Klassifikation in Stadien I-IV. Die Messung der acetabulären Retroversion erfolgte anhand zweier validierter, indirekter Parameter (pelvic width index [PWI] and ilioischial angle [IIA]), da eine direkte Messung aufgrund des noch nicht verknöcherten Acetabulums bei jungen Patienten nicht möglich ist (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Bei allen Patienten wurde die betroffene und die nicht betroffene Hüfte vermessen. Ein PWI < 45% sowie ein IIA > 95° wurde als acetabuläre Retroversion definiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung:

1.
Nach durchgemachter LCPD waren 35% der betroffenen Hüften retrovertiert.
2.
Die Prävalenz der acetabulären Retroversion variierte im zeitlichen Verlauf der Erkrankung: Initialstadium 47% (10% nicht betroffene Gegenseite; p<0.05), Fragmentationsstadium (Waldenström IIA) 66% (6% Gegenseite; p<0.05) nach Ausheilung (Waldenström IV) 35% (10% Gegenseite; p<0.05).
3.
Die acetabuläre Version der nicht betroffenen Gegenseite zeigte im Verlauf keine signifikante Änderung (p=0.667).

Nach ausgeheilter Erkrankung führt LCPD bei mehr als einem Drittel der Patienten zu acetabulärer Retroversion. In der akuten Phase (Fragmentationsstadium) ist die Prävalenz der Retroversion fast doppelt so hoch, normalisiert sich jedoch entsprechend im Verlauf. Die Gegenseite zeigt keine Änderung der acetabulären Version. Da eine acetabuläre Retroversion zu klinischem Impingement führen kann, insbesondere bei deformiertem Femurkopf, sollte diese beachtet und bei operativer Korrektur von LCPD- Hüften mitadressiert werden.