Article
Klinisch-funktioneller Outcome und periphere, inflammatorische Signatur bei Patienten mit chronisch, neuropathischen Schmerzen nach kniechirurgischen Eingriffen unter selektiver L4-Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation
Search Medline for
Authors
Published: | October 22, 2019 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Die selektive Dorsal-Root-Ganglion (DRG) Stimulation zeigte im Vergleich zur Rückenmarksstimulation in kontrollierten Studien eine Überlegenheit hinsichtlich der Schmerzreduktion und des funktionellen Outcomes bei Patienten mit refraktären, postoperativen, neuropathischen Beinschmerzen (Komplex-regionales Schmerzsyndrom: CRPS). In tierexperimentellen Arbeiten zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung und Aufrechterhaltung eines CRPS und der zentralen und peripheren Neuroinflammation i. S. eines chronisch-inflammatorischen Geschehens. Experimentelle, klinische Studien, die einen möglichen Zusammenhang zwischen klinischen Effekten der selektiven DRG- Stimulation und Veränderungen von Mediatoren der peripheren, neuro-inflammatorischen Achse untersuchen, fehlen bis dato.
Methodik: Bei dieser prospektiven Pilotstudie wurden 24 Probanden (n = 12 CRPS, n = 12 gesunde Kontrollen) eingeschlossen. Skalen-basierte Parameter (Schmerz, Depression und Schlaf) und die Serum-/ Speichel-Konzentrationen von pro- und anti-neuroinflammatorischen Markern (Oxytocin, Interleukine und Adipokine) wurden vor und nach 3- monatiger L4-DRG-Stimulation bestimmt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 3 Monate nach L4-DRG-Stimulation reduzierte sich der CRPS assoziierte Schmerz signifikant. Die Verbesserung von Schlafstörungen und der Stimmung waren statistisch nicht signifikant. Die Serumkonzentration des pro-inflammatorischen IL-1b war signifikant vor Stimulation erhöht, jedoch nicht danach, während das anti-neuroinflammatorische IL-10 signifikant erhöht war, welches sich 3 Monaten nach Stimulation signifikant vermindert hatte. Als Ausdruck eines chronisch entzündlichen Geschehens fanden sich signifikant erhöhte Serumwerte der pro-inflammatorischen Marker (HMGB-1, TNF-a, IL-6 und Leptin) vor und nach L4-DRG-Stimulation. Die Speichel- Oxytocin-Konzentration war bei CRPS Patienten deutlich geringer als bei der Kontrollgruppe, und erhöhte sich nach der L4-DRG-Stimulation (p = 0,65). Es traten keine schweren Komplikationen bei Implantation oder Stimulation auf.
Zusammengefasst führt die L4-DRG-Stimulation bei CRPS zu einer messbaren Schmerzreduktion. Die CRPS Patienten zeigten ein pro-inflammatorisches molekulares Serummuster. Die anti-neuroinflammatorische Serumkonzentration nahm im zeitlichen Verlauf nach Stimulation signifikant ab. Im Gegensatz dazu nahm die im Speichel bestimmte Oxytocin-Konzentration nach DRG- Stimulation nicht signifikant zu. Vor dem Hintergrund, dass das CRPS ein multifaktorielles und schwer zu therapierendes Schmerzsyndrom darstellt, kann die DRG-Stimulation als eine sichere und effiziente adjuvante Neuromodulations-Therapie bewertet werden. Die Quantifizierung des klinischen Verlaufs mittels Erfassung des peripheren, neuro-inflammatorischen Profils stellt einen neuartigen und klinisch-experimentellen Ansatz dar und sollte weiterführend in systematischen kontrollierten, klinischen Studien evaluiert werden.