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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Implantat-assoziierte Infektionen bei langstreckigen Instrumentierungen der Wirbelsäule: klinische und mikrobiologische Besonderheiten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stavros Oikonomidis - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Lisa Altenrath - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Leonard Westermann - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Peer Eysel - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Max Scheyerer - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB50-981

doi: 10.3205/19dkou468, urn:nbn:de:0183-19dkou4684

Published: October 22, 2019

© 2019 Oikonomidis et al.
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Text

Fragestellung: Die Inzidenz Implantat-assoziierten Infektionen (IAI) in der Wirbelsäulenchirurgie beträgt 0,7 bis 20%. Die Behandlung erstreckt sich vom einfachen chirurgischen Debridement bis hin zur Entfernung der Implantate. Letztgenannte Variante ist besonders bei langstreckigen Instrumentationen mit der Gefahr einer Instabilität und dem konsekutiven Verlust der sagittalen Balance der Wirbelsäule assoziiert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es die klinischen und mikrobiologischen Besonderheiten der IAI bei langstreckigen Instrumentierungen der Wirbelsäule zu untersuchen.

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden zwischen 2010 und 2018 46 Patienten mit einer Implantat-assoziierten Infektion nach langstreckiger Instrumentierung von mindestens vier Segmenten eingeschlossen. Alle eingeschlossenen Infektionen hatten Kontakt zum Implantat. Ausschlusskriterien waren Spondylodiszitis in der Vorgeschichte und oberflächliche Wundinfektionen. Eine Einteilung erfolgte je nach Auftreten erster Symptome nach der letzten Operation in Früh-, verzögerte (low-grade) und Spät-infektionen. Analysiert wurden die verantwortlichen mikrobiologischen Erreger, die antibiotische sowie operative Behandlung. Die Infektionen wurden als geheilt dokumentiert, wenn 3 Monate nach Absetzen der antibiotischen Therapie keine klinischen oder laborchemischen Zeichen einer Infektion vorlagen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 46 Patienten (27 weibliche, 19 männliche) wurden in die Studie eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter war 65,3 Jahre ± 14,3 (min.: 22, max.: 89). Die Instrumentationslänge betrug im Durchschnitt 6,46 Segmente ± 2,4 (min.: 4, max.: 13). In 7 Fällen war eine Tumorerkrankung, in 26 Fällen Degeneration, in 6 Fällen Deformität sowie in 7 Fällen eine Verletzung ursächlich für die Instrumentierung. Der Zeitraum des Auftretens der Infektionen wird in der Tabelle 1 dargestellt. In 30 Fällen (64%) wurde eine monomikrobielle Infektion und in 16 Fällen (36%) eine polymikrobielle Infektion festgestellt. Die operative Therapie bestand in 23 Fällen (50%) aus Debridement, in 14 Fällen aus Debridement, Implantatentfernung und Reinstrumentierung (30%), in 2 Fällen (5%) aus Debridement und komplette Materialentfernung und in 7 Fällen (15%) aus Debridement und Teilentfernung der Implantate. 3 (9%) Patienten starben im Rahmen der Behandlung; in 21 Fällen (46%) stellten sich postoperativ Komplikationen ein. In 38 Fällen (83%) konnte die Infektion erfolgreich behandelt werden.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass IAI bei langstreckigen Instrumentierungen der Wirbelsäule mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden ist. Zusätzlich werden in unserer Studie in ca. 1/3 der Patienten polymikrobielle Infektionen nachgewiesen. In 50% der Fälle war der Erhalt der Implantate nicht möglich und eine komplette oder Teilentfernung war notwendig. Die chirurgische und antibiotische Behandlung dieser Patienten soll in einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Infektiologen und orthopädischen Chirurgen erfolgen.