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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Erstmaliger Nachweis einer knöchernen Mittellinienbegrenzung (Crista vertebralis mediana posterior) und Darstellung ihrer Bedeutung bei der operativen Behandlung des sequestrierten lumbalen Bandscheibenvorfalls – eine anatomische Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfram Teske - Orthopädie und Unfallchirurgie, Bochum, Germany
  • Philip Bastians - Institut für Wirbelsäulenforschung, Bochum, Germany
  • Sonja Zirke - Institut für Wirbelsäulenforschung, Bochum, Germany
  • Christoph von Schulze-Pellengahr - Bathildis Krankenhaus Bad Pyrmont, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bad Pyrmont, Germany
  • Matthias Lahner - Gelenkzentrum Hilden, Hilden, Germany
  • Matthias Wiese - Institut für Wirbelsäulenforschung, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB49-1438

doi: 10.3205/19dkou449, urn:nbn:de:0183-19dkou4497

Published: October 22, 2019

© 2019 Teske et al.
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Fragestellung: Klinisch relevant ist bei der operativen Ausräumung von großen Sequestern einseitiger lumbalen Bandscheibenprolaps die Risikoabschätzung, inwieweit bei der vorwiegend mikroskopisch gestützten Manipulation des Sequesters im Rahmen der Extraktion dieser zur kontralateralen Seite verlagert wird. Manche Operateure führen bereits primär zur Minimierung dieses Risikos einen beidseitigen mikroskopischen Zugang zur betroffenen Bandscheibenetage durch, um neben einer guten Übersicht auch ausreichend Raum zur Manipulation zu haben. Zu Klärung der Frage, ob besser ein einseitiger oder ein beidseitiger Zugang gewählt wird führten wir eine anatomische Studie durch. Eine Pilotuntersuchung hatte neben der Beobachtung einer Mittellinienmembran das Vorhandensein einer bisher nicht beschriebenen tastbaren knöchernen Leiste an der Konkavseite der Lendenwirbelkörper geführt.

Methodik: Die anatomische Studie erfolgte an 59 Lendenwirbelkörpern von 12 humanen Lendenwirbelsäulen erwachsener Körperspender im Geschlechterverhältnis von 1:1. Ein Lendenwirbelkörper einer Lendenwirbelsäule wurde aufgrund einer Deformation nicht weiter päpariert. Die Wirbelkörper wurden über einen Parasagittalschnitt eröffnet und die Strukturen des ventralen Epiduralraums dargestellt. Alle Lumbalwirbelkörper wurden auf das Vorliegen eine Mittelinienmembran und auf das Vorliegen einer knöchernen Leiste untersucht. Die Knochenleisten wurden vermessen und in Beziehung zur Lendenwirbelkörperhöhe und Bandscheibenhöhe gesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Existenz einer knöchernen Mittellinienbegrenzung konnte für alle Wirbelkörperhöhen gezeigt werden. Die Struktur wurde in den Etagen L2-L4 regelhaft nachgewiesen und in den Etagen L1 und L5 in einem 30% der Fälle. Die Breite variierte zwischen 1,15 und 1,36 mm. Die neu beschriebene Struktur wurde mit dem Terminus „Crista vertebralis mediana posterior“ erfasst. Einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Höhe der Bandscheibenabstände und der Breite der Crist fanden wir nicht. Die Untersuchungen zeigten eine von einer neu entdeckten knöchernen Mittellinienleiste ausgehende Mittelliniemembran, die klinisch den ventralen Epiduralraum in zwei Kompartimente auf der jeweiligen Wirbelhöhe separiert. Eine Mobilisation eines Sequesters durch eine atraumatische Technik der Nukleotomie in das kontralaterale Kompartment ist somit nicht wahrscheinlich. Ein beidseitiger operativer Zugang ist auch bei großen Sequestern nicht erforderlich. Wir gehen davon aus, dass die Crista auf Grund ihrer Größe allein zwar keine Prolapsseitenverlagerung verhindert, sie die Membran aber entscheidend verstärkt und somit in ihrer Funktion unterstützt.