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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Follow-up Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen der Smartphone-Nutzung auf den Hals und Nacken am Beispiel von Schulkindern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Baltin - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • David Grevenstein - Uniklinik Köln, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Köln, Germany
  • Carolin Meyer - Uniklinik Köln, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Köln, Germany
  • Max Joseph Scheyerer - Universitätsklinik zu Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany
  • Peer Eysel - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB47-1232

doi: 10.3205/19dkou430, urn:nbn:de:0183-19dkou4307

Published: October 22, 2019

© 2019 Baltin et al.
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Text

Fragestellung: Das Smartphone ist als modernes Kommunikationsmedium omnipräsent. Auch jüngere Generationen im Wachstumsalter vertiefen sich bei der Nutzung immer häufiger mit einer nach vorne übergeneigten Kopfhaltung. Hier wurde der Begriff des so genannten „Smartphone-Neck“ geprägt. In dieser Follow-up Studie soll untersucht werden, inwieweit die Art und Weise der Smartphone-Nutzung bei Schulkindern mit lokalen Beschwerden an der Halswirbelsäule korreliert und sich über die Jahre entwickelt. Im Verlauf werden Faktoren wie die generelle sportliche Aktivität, Beweglichkeit und Kraft der Wirbelsäule berücksichtigt.

Methodik: Im Jahre 2017 wurden in der prospektiven Studie initial 139 Schulkinder zwischen dem 11. bis 18. Lebensjahr unterschiedlicher Schulen untersucht. In der vorliegenden Follow-up Studie 12 Monate nach der initialen Untersuchung konnten insgesamt 103 Schüler eingeschlossen werden. Zu Beginn der Studie wurden mit einem Fragebogen die unterschiedlichen Smartphone-Nutzungsverhalten sowie die spezifischen Fragen zur Ermittlung des Neck-Disablitity Index pseudonymisiert erfasst. Zusätzlich wurde die Abhängigkeit der Schüler von ihrem Smartphone mit Hilfe der Smartphone-Addiction-Scale (SAS) erfasst. Mittels lizensierter Tergumed®-Geräte wurde die aktuelle Kraftsituation und mittels SpinalMouse® die sagittale und frontale Rückenform sowie die Beweglichkeit der Wirbelsäule erfasst. Die Bewegungsausmaße der Halswirbelsäule wurden mittels computergestützer Mobee® anhand der Neutral-0-Methode ermittelt.

Ergebnisse: In der Follow-up Studie konnten 103 der ursprünglich 139 Schulkinder (74%) untersucht werden (59 Jungen und 44 Mädchen). Die vorläufigen Studienergebnisse der Schulkinder zeigen ein Durchschnittsalter von 14,8 Jahren und eine durchschnittliche tägliche Handynutzung von 2,9 Stunden. Bei 22 Schülern (21%) lag auf Basis der Smartphone-Addiction-Scale bereits eine signifikante Abhängigkeit von ihrem Smartphone vor. Die zeitlich intensivste Handynutzung lag bei 16 jährigen mit durchschnittlich 3-4 Stunden pro Tag vor. Nach längerer Nutzung des Smartphones klagen die Schulkinder insbesondere über Nackenschmerzen (durchschnittlich 27%), Kopfschmerzen (21%) sowie Augenschmerzen (12%).

Die Auswertungen des Fragebogens zum Neck Disability Index zeigen, dass 38% aller Schulkinder bereits einen NDI von über 10% haben.

Schlussfolgerungen: Die bisherigen Ergebnisse der Follow-up Studie zeigen eine Zunahme der Smartphone-Nutzung bei den eingeschlossenen Schülern sowie eine leichte Zunahme der lokalen Beschwerden der Halswirbelsäule auf Basis des NDI. Die Kraft- und Beweglichkeit der Wirbelsäule zeigte sich annähernd unverändert.

In zukünftigen Follow-up Untersuchungen soll einigen Schülern über ein Sensorband auf der Halswirbelsäule direktes Biofeedback über die cervikale Belastung auf dem Smartphone angezeigt werden. Idealerweise lassen sich dadurch Ansätze zur Reduktion von Hals- und Nackenbeschwerden nach längerer Smartphonenutzung weiter wissenschaftlich überprüfen.