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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Komplexe Therapie des Pyoderma gangraenosum nach primär chirurgischer Intervention bei Verdacht auf nekrotisierende Fasziitis

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Alexander Hofmann - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Jan-Christoph Simon - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB46-417

doi: 10.3205/19dkou415, urn:nbn:de:0183-19dkou4150

Published: October 22, 2019

© 2019 Hofmann et al.
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Fragestellung: Die nekrotisierende Fasziitis (NF) ist als bakterielle Weichteilinfektion ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit fulminantem Verlauf. Davon abzugrenzen ist die seltene Differentialdiagnose eines Pyoderma gangraenosum (PG). Die korrekte Stellung dieser Ausschlussdiagnose erfordert eine differenzierte Diagnostik, da sich das therapeutische Vorgehen diametral unterscheidet.

Ziel dieses Casereportes ist es, einen fulminanten Verlauf eines Pyoderma gangraenosum nach chirurgischer Intervention bei Verdacht auf Fasziitis zu präsentieren. Herausgearbeitet werden soll die Differentialdiagnostik des Pyoderma gangraenosum.

Methodik: Ein 46-jähriger Patient stellte sich mit Schmerzen im rechten Unterschenkel nach Bagatelltrauma prätibial rechts sowie Fieber in unserer Notaufnahme vor. Die Anamnese zeigte sich auffällig im Hinblick auf ein stattgehabtes DRESS-Syndroms auf Amoxicillin/Clavulansäure bei katheterassoziierter Staphylokokkensepsis 3 Monate zuvor. Die Aufnahme erfolgte unter der Verdachtsdiagnose bullöses Erysipel, differentialdiagnostisch wurde ein PG erwogen. Eine MRT Diagnostik des Unterschenkels zeigte jedoch das Bild einer fulminanten Fasziitis im Bereich des distalen medialen Unterschenkels mit Indikation zur sofortigen Operation.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei hochgradigem Verdacht auf Fasziitis mit phlegmonöser Entzündung erfolgte die Inzision des Unterschenkels mit Faszienresektion. Mikrobiologisch konnte kein Keimnachweis erbracht werden, sodass wir unter der Annahme eines Pyoderma gangraenosum eine Hochdosis-Steroidtherapie begannen.

Nach differentialdiagnostischem Ausschluss eines primären Immundefektes, einer primären Gerinnungsstörung, einer Autoimmunerkrankung sowie einer hämatologischen Grunderkrankung begannen wir additiv die immunsuppressive Therapie mit Cyclosporin A. Begleitend wurde der Patient mittels hyperbarer Oxygenierung (HBO) zur Ödemreduktion und Unterstützung der Wundheilung behandelt.

Im weiteren Verlauf kam es zu einer schrittweisen Erholung der Hautverhältnisse (Follow-up 2 Jahre).

Die Ausschlussdiagnose eines Pyoderma gangraenosum erfordert zur Abgrenzung vom lebensbedrohlichen Krankheitsbild einer bakteriellen Fasziitis eine gezielte und differenzierte Diagnostik, da die Krankheitsbilder sich in Ihrer klinischen Manifestation durchaus ähnlich sind. Eine korrekte und schnelle Diagnosestellung ist aufgrund der diametralen Gegensätze im therapeutischen Vorgehen (Antibiose und Operation vs. Immunsuppression und Verzicht auf Operation) elementar für den Behandlungserfolg. In unserem Fall konnte bei langwierigem Verlauf mittels immunsuppressiver Therapie eine Restitutio ad integrum erreicht werden.