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Einfluss der chronischen Niereninsuffizienz auf die Krankenhausverweildauer und Transfusionsrate nach elektivem Gelenkersatz an Hüfte und Knie
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Published: | October 22, 2019 |
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Fragestellung: Der elektive Ersatz an Hüft- und Kniegelenk ist durch ein hohes Maß an Standardisierung gekennzeichnet. Es handelt sich damit um ein vergleichbar sicheres Operationsverfahren mit hoher Vorhersagekraft auf das Behandlungsergebnis. Da die Nierenfunktion mit zunehmendem Lebensalter sinkt und der Gelenkersatz quantitativ insbesondere beim älteren Menschen zur Anwendung kommt, stellt sich die Frage, welchen Einfluss eine chronische Niereninsuffizienz auf die Morbidität für dieses Patientenkollektiv besitzt. In einer retrospektiven Untersuchung zweier Standorte wurden die Krankenhausverweildauer, der perioperative Hämoglobin-Verlauf sowie die postoperative Transfusionsrate als wichtige und objektivierbare Parameter bei niereninsuffizienten Patienten ausgewertet, um die Morbidität dieser Patientengruppe zu erfassen.
Methodik: Als chronische Niereninsuffizienz wurde eine glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 15-45 ml/min/1.73 m2 body surface area (BSA) (KDIGO Stadium G3a-G4) bewertet. Neben deskriptiven statistischen Parametern, erfolgte eine multivariante lineare und binäre Regressionsanalyse zur Einordnung der statistischen Relevanz im Untersuchungszeitraum (2010-2015).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 3.301 Datensätze (1.120 Männer [33.9%], 2,181 Frauen [66.1%]) von 2.043 [61.9%] elektiven Hüft- und 1.258 [38.1%] Knieendoprothesenoperationen ausgewertet. Hierbei konnten wir die folgenden Risikofaktoren für eine verlängerte Krankenhausverweildauer identifizieren: Patientenalter, präoperativer Hb- und Kalium-Werte, Jahr der Operation, Durchführung einer Bluttransfusion sowie eine präoperative eGFR von 15-45 ml/min/m2 BSA. Patienten mit einer eGFR von >45 ml/min/m2 BSA wurden nach durchschnittlich 11.7 ± 3.0 Tage entlassen, während die durchschnittliche Krankenhausverweildauer von Patienten mit einer eGFR von 15-45 ml/min/1.73 m² BSA 13.5 ± 5.0 betrug (p< 0,001). Risikofaktoren für die postoperative Erythrozytentransfusion waren das Patientenalter, der präoperative Hb-Ausgangswert, die hüftendoprothetische Versorgung und das Vorliegen einer allergischen Diathese. Während die Rate an Bluttransfusionen bei Nierengesunden (eGFR von >45 ml/min/m2 BSA) 7,5% betrug, war die Transfusionsrate bei Patienten mit Niereninsuffizienz (eGFR of 15-45 ml/min/1.73 m² BSA) mit 24.1% hochsignifikant erhöht (p<0,001). Chronische Niereninsuffizienten mit einer eGFR von 15-45 ml/min/1.73 m² BSA erhöhen das Risiko für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt nach elektiver hüft- und knieendoprothetischer Versorgung. Statistisch relevante Daten aus der Versorgungsforschung sind erforderlich, um ein tieferes Verständnis für die Auswirkungen subklinisch eingeschränkter Nierenfunktionen auf das klinische Ergebnis zu erhalten.