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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Verbesserte klinische Interpretation von Patient Reported Outcome Measures (PROMs) am Beispiel des KOOS bei Patienten mit VKB-Ruptur

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jürgen Höher - Sportsclinic Cologne, Köln, Germany
  • Felix Fischer - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychosomatik, Berlin, Germany
  • Yannik Schreckenberger - HRTBT Medical Solutions GmbH, Berlin, Germany
  • Marc Tiedemann - HRTBT Medical Solutions GmbH, Berlin, Germany
  • Phi Long Dang - HRTBT Medical Solutions GmbH, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB33-136

doi: 10.3205/19dkou214, urn:nbn:de:0183-19dkou2140

Published: October 22, 2019

© 2019 Höher et al.
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Text

Fragestellung: Patient Reported Outcome Measures (PROMs) sind wichtiger Bestandteil von orthopädischen Registern und klinischen Studien. Auch im klinischen Alltag gewinnen sie an Bedeutung, jedoch ist ihre klinische Interpretation nicht einheitlich und wird häufig als schwierig wahrgenommen. Relevante Informationen, die man aus PROMs gewinnen kann, sind ob es infolge einer Therapie eine minimale, für den Patienten bedeutsame Veränderung gab ("minimal important change“ bzw. MIC) oder ob der Patient einen für ihn akzeptablen Gesundheitszustand erreicht hat ("patient acceptable symptom state“ bzw. PASS). Ziel dieser Arbeit ist es, MIC und PASS sowie deren kombiniertes Potenzial zur klinischen Interpretierbarkeit zu explorieren.

Methodik: Der Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) wurde in einer Praxis für Sportorthopädie bei 237 Patienten (64.1% männlich) mit Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) mittels einer webbasierten Software über Tablet oder E-Mail (heartbeat ONE, HRTBT Medical Solutions GmbH) im Rahmen der Routineversorgung vor und nach VKB-Ersatz erhoben. Als knie-spezifischer, krankheitsunabhängiger PROM misst der KOOS den Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Patienten über 5 Domänen. Das mittlere Alter der Patienten betrug 30.2 ± 11.7 Jahre und die Follow-up-Zeit 6.3 ± 2.7 Monate. Retrospektiv wurden Unterschiede der KOOS-Domänen zwischen Baseline und Follow-up mittels t-Test geprüft und individuelle KOOS-Domänenwerte zum Follow-up-Zeitpunkt anhand publizierter Grenzwerte für MIC und PASS verglichen (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In allen KOOS-Domänen wurden statistisch signifikante Verbesserungen zwischen Baseline und Follow-up beobachtet. Durchschnittlich wurde in den jeweiligen KOOS-Domänen der MIC von 63.1 ± 5.0% und der PASS von 52.0 ± 18.8% der Patienten erreicht. Davon haben durchschnittlich 38.7 ± 13.0% der Patienten den MIC und PASS gleichzeitig erreicht, d.h. nach bedeutsamer Veränderung einen akzeptablen Gesundheitszustand erreicht. In der KOOS-Domäne Symptome erreichten mehr Patienten den PASS als den MIC. Außerdem war hier der Anteil an Patienten, die den MIC und PASS erreichten am größten (57.4%), während in der KOOS-Domäne Aktivitäten des täglichen Lebens der Anteil am niedrigsten war (16.9%).

MIC und PASS geben durch ihre Grenzwerte klare Kriterien zur Interpretation von PROMs. Ihre kombinierte Betrachtung über verschiedene PROM-Domänen hinweg ermöglicht eine differenziertere Interpretation des Status und der Entwicklung der PROM-Werte einzelner Patienten in der klinischen Praxis. Aus den berichteten Daten ergibt sich dadurch zum Beispiel, dass bei der KOOS-Domäne Symptome etwa 20% der Patienten ohne eine bedeutsame Veränderung ihres PROM-Wertes, d.h. bereits vor der Therapie, einen akzeptablen Gesundheitszustand verspürten. Perspektivisch könnten derartige Informationen Ärzte und Patienten bei der individuellen Therapieplanung und -evaluation unterstützen.