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Anforderungen an medizinische Applikationen in der ambulanten Patientenversorgung in der Orthopädie und Unfallchirurgie in Deutschland
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Published: | October 22, 2019 |
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Fragestellung: Die genauen Anforderungen medizinischer Applikationen, sog. Apps, aus Patientensicht sind aktuell für das Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie nicht bekannt. Das Smartphone als ubiquitär verwendetes digitales Medium nimmt im Leben vieler Patienten bereits einen wichtigen Stellenwert ein. Der Einfluss von Geschlecht, Alter, Bildungsniveau und Versicherungsstatus ist nicht abschließend geklärt. Ziel dieser Studie war die Definition von Zielgruppen und die Evaluation von Patientenanforderungen für zukünftige Entwicklungen von medizinischen Applikationen in der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Methodik: Diese prospektive single-center Studie wurde an einem universitären deutschen Maximalversorger im Zeitraum zwischen April 2018 und Dezember 2018 durchgeführt. Ein Fragebogen mit 22 Unterpunkten erfasste allgemeine epidemiologische Daten, sowie Informationen zum Nutzungsverhalten von Smartphones und medizinischen Apps. Zudem wurden potentielle Funktionen einer patientenorientierten App in der Orthopädie und Unfallchirurgie anhand von Likert Skalen untersucht. Es erfolgte eine deskriptive Statistik mittels SPSS. Epidemiologische Kennzahlen zur App-Nutzung wurden mit dem Chi-Quadrat Test untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 831 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Alter des Patientenkollektivs betrug 43,5 Jahre ±18,1 Jahre. 495 der Befragten waren weiblich, 336 männlich. Die am häufigsten genannten Bildungsabschlüsse wurden die mittlere Reife (26,3 %), gefolgt von Abitur (22,1%) und Hochschulabschluss (19,3%). 89,8% der Probanden besaßen ein Smartphone. 62,8% der Patienten benutzten ihren mobilen Internetzugang für medizinische Informationen. 3,2% der Studienteilnehmer haben von einem behandelnden Arzt eine App empfohlen bekommen. Die Hälfte der Befragten (49,7%) würde kein Geld für eine medizinische App bezahlen.
Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang von medizinischer Internetnutzung und Bildungsniveau(p<0.001). Die am besten bewerteten Funktionen einer fiktiven App waren: Erinnerung an einen Arzttermin, gefolgt von Verhaltensanleitungen nach Operationen oder Traumata und Informationen bezüglich der eigenen Medikation. 73,9% der Patienten gaben an, dass die im Rahmen des Fragebogens genannten App Funktionen ihr Behandlungsempfinden verbessern würden.
Aus dieser Studie kann geschlussfolgert werden, dass Smartphones und Apps bereits eine breit genutzte Informationsquelle und eine sinnvolle Schnittstelle in der Arzt-Patienten Kommunikation in der Orthopädie und Unfallchirurgie darstellen. Diese bieten das Potential, die Patientenzufriedenheit in der Patientenversorgung weiter zu verbessern und sollten durch die orthopädisch/unfallchirurgischen Fachgesellschaften begleitet werden. Weitere Studien zur klinischen Anwendung, Praktikabilität und Akzeptanz der behandelnden Ärzte sind für die gezielte Entwicklung einer patientenorientierten App notwendig.