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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Prädiktiver Wert wiederkehrender Laborwertkonstellationen für die frühe Detektion relevanter intraabdomineller Organverletzungen beim polytraumatisierten Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Fabig - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Halle, Germany
  • Nadja Weigert - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Halle, Germany
  • Jörg Kleeff - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Universitätsklinikum Halle, Halle, Germany
  • Philipp Schenk - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Universitätsklinikum Jena, Halle, Germany
  • Gunther O. Hofmann - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Universitätsklinikum Jena, Halle, Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost Halle/Saale, Universitätsklinikum Jena, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB25-474

doi: 10.3205/19dkou132, urn:nbn:de:0183-19dkou1327

Published: October 22, 2019

© 2019 Fabig et al.
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Text

Fragestellung: Intraabdominelle Verletzungen (IV) werden beim polytraumatisierten Patienten (PT) mit einer Häufigkeit von bis zu 25% angegeben. Ihre frühe Erkennung in der initialen Schockraumbehandlung ist entscheidend für Prognose und Outcome des Patienten. Oft werden IV jedoch trotz Sonografie-FAST und CT unterschätzt oder entgehen der Diagnostik ganz. Kann die begleitende Labordiagnostik entscheidende Hinweise für Art und Ausmaß intraabdominaler Organverletzungen liefern? Welche Laborparameter können als Prädiktoren herangezogen werden?

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung wurden aus einer Gesamtkohorte von 1043 Polytraumen, Patientendatensätze mit abdomineller Verletzung (AV+) aus dem Zeitraum von 2005 bis 2017 ausgewertet. Die Fälle wurden entsprechend der Verletzung von Hohlorganen (H), von Parenchymorganen wie Leber und Milz (P) bzw. von urogenitalen Organen (U) in folgende Gruppen untergliedert: H+/P-, H-/P+, H+/P+ und U+. Als Kontrollgruppe wurde eine Kohorte von PT-Patienten ohne Bauchtrauma (AV-) herangezogen. Die abdominellen Verletzungsmuster wurden mit den individuellen Laborkonstellationen bei Aufnahme in den Schockraum korreliert und gegeneinander verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 151 Datensätze mit abdominaler Verletzung (AV +) eingeschlossen, was 14,5% von der Gesamtkohorte an PT-Patienten entspricht (n=41 H+/P-, n=35 H+/P+, n=47 H-/P+, n=28 U+). Die Kontrollgruppe (AV-) wurde von 315 Patienten gebildet. Im Vergleich zwischen den Obergruppen AV+ und AV- zeigten leberspezifische Parameter auffallend deutliche Unterschiede. In AV+ war die ALAT mit Ø2,48 µmol/l im Vergleich zur Gruppe AV- mit ALAT Ø0,82 µmol/ signifikant höher (p<0,001).

In der Subgruppenanalyse fällt zudem auf, dass sich die Patienten der Gruppe H+/P- als einzige nicht signifikant in der Leberwerterhöhung von der AV- Obergruppe unterscheiden.

Bei der Ausbildung einer Leukozytose gab es zwischen den Obergruppen keinen Unterschied. Es bestehen außerdem signifikant höhere Myoglobinwerte in AV+.

Im Rahmen der inflammatorischen Reaktion nach einem Trauma kommt es unabhängig vom Verletzungsmuster zur Leukozytose. Die Myoglobinerhöhung der Gruppe AV+ lässt sich schwer in die Differenzialdiagnostik integrieren.

Die Leber als größtes Oberbauchorgan reagiert sensibel auf äußere stumpfe Gewalteinwirkung. Erhöhte Leberenzyme sind Ausdruck der Parenchymläsion und stellen daher einen reliablen Indikator für eine intraabdominale Verletzung dar. Bei einer Erhöhung der Transaminasen im Schockraum-Labor sollte von einem relevanten Bauchtrauma ausgegangen werden, auch wenn FAST und CT-Bildgebung zunächst noch blande Befunde bieten können. Wiederholte kurzfristige klinische, sonografische- und laborchemische Kontrollen sind erforderlich, um eine etwaige Befunddynamik zeitnah zu erfassen.