gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Outcome hochzervikaler Frakturen geriatrischer Patienten (Ü75) im stationären Verlauf: Operativ besser als konservativ?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonathan Keuchel - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Nicolas H. von der Höh - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Christoph E. Heyde - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie u. Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB16-837

doi: 10.3205/19dkou054, urn:nbn:de:0183-19dkou0547

Published: October 22, 2019

© 2019 Keuchel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Während die Versorgungsmaßnahmen bei Verletzungen der oberen Halswirbelsäule bei jungen Patienten klaren Kriterien folgen stehen wir im Hinblick auf die Therapieentscheidung bei Frakturen des hochbetagten geriatrischen Patienten (Ü75) noch einer großen Herausforderung gegenüber. Viele Studien befassen sich mit kurz- bzw. mittelfristigen Ergebnisse zwischen konservativer und operativer Behandlung. Es existieren nahezu keine Publikationen, welche die Morbidität und Mortalität im stationären Verlauf vergleichen.

Methodik: In einer retrospektiven Untersuchung analysierten wir Patienten über 75 Jahren welche in den letzten 5 Jahren bei Atlas- oder Axisverletzungen im Rahmen von Niedrigenergietrauma stationär behandelt wurden.

Wir analysierten Komplikationen, Morbidität und Mortalitätsrate zwischen konservativen und operativen versorgten Patienten über den stationären Verlauf.

Ausschlußkriterien: Hochrasanztraumata, Stürze > 1,5 m, Entzündung und tumorbedingte Frakturen.

Ergebnisse: 268 Patienten konnten eingeschlossen werden. Das durchschnittliche Alter betrug 85 Jahre (75 bis 102 Jahre). Die häufigste Verletzung war mit 77% die Fraktur des Axis. 156 Patienten wurden operativ, 112 Patienten konservativ versorgt.

Schwerwiegende Begleitverletzungen traten in 23% auf (18% SHT, 6% ICB, teils beides). Häufigste Begleitverletzungen waren Mittelgesichts- (8%) und distale Radiusfrakturen (5%).

Der Sturzrisiko-Score war in beiden Gruppen mit jeweils 17 Punkten sehr hoch.

Die Mortalitätsrate betrug insgesamt 15% (n=17 konservativ, n=23 operativ).

Die Haupttodesursachen waren meist kardial in 45 % (53% konservativ, 39% operativ) der Fälle und pulmonal in 30% (18% konservativ, 39% operativ) bedingt.

Häufigste Komplikationen waren Pneumonien und respiratorische Insuffizienz mit 13% (8% konservativ, 15% operativ), bei 5% traten schwerwiegende kardiale Ereignisse auf (3% konservativ, 6% operativ),

Als häufigste Nebendiagnosen waren arterieller Hypertonie (81%), Diabetes mellitus (34%) und Demenz (33%). In 20% fanden wir eine behandelte Osteoporose.

Schlussfolgerung: Nach unserem besten Wissen und Nachforschungen in der Literatur ist dies die einzige Studie die sich mit Patienten Ü 75 im rein stationären Setting auseinandersetzt.

Bei dem Patientengut handelt es sich um multimorbide Patienten mit einem hohen Risiko für die Entwicklung peristationärer Komorbiditäten. Die Mortalität und Morbidität waren in beiden Gruppen sehr hoch. Es findet sich jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Schwachpunkt ist die retrospektive Datenanalyse. Des Weiteren zeigt die Arbeit, dass eine adäquate Evaluation von Begleitverletzungen durchgeführt werden sollte. Die Erhebung des Sturzrisikos ist ein probates Mittel zur Evaluation und Intervention und sollte empfohlen werden. Der geringe Anteil der behandelten Osteoporose ist kritisch zu hinterfragen, da allgemeine Inzidenzen der Osteoporose laut der DVO-Leitlinie von 2017 deutlich höher liegen.