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Überlegenheit des Urinstreifentests zum Nachweis und Ausschluss von Gelenkinfektionen
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Published: | October 22, 2019 |
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Fragestellung: Die akute Gelenkinfektion ist ein chirurgischer Notfall und bedarf unmittelbarer Therapie zur Vermeidung irreversibler Gelenkschäden. Diagnostische Schwierigkeiten bereiten insbesondere die Abgrenzung zu anderen entzündlichen Arthritiden. Mikrobiologische Nachweisverfahren besitzen entweder eine geringe Sensitivität (Direktpräparat) oder liefern keine sofortigen Ergebnisse (Kultur). Die mit einer hohen diagnostischen Qualität einhergehende Synovialzellanalyse ist nur selten rund um die Uhr verfügbar. Um die Diagnose und Therapieeinleitung nicht zu verzögern, sind Schnelltestverfahren erforderlich. Im Rahmen einer vorbereitenden Studie zeigte sich eine hohe diagnostische Sicherheit der semiquantitativen Leukozytenesterase- und Glukosebestimmung aus dem Gelenkpunktat zum Nachweis und Ausschluss von Gelenkinfektionen. Die vorliegende Studie sollte diese Ergebnisse in einem großen Kollektiv verifizieren.
Methodik: Die Studie wurde gemäß des STARD-Protokolls (Standard for Reporting Diagnostic accuracy studies) durchgeführt. Auf Grundlage der vorbereitenden Studie wurde à priori eine Fallzahl von 41 Gelenkinfektionen ermittelt, um eine minimale Sensitivität von 76% zu erreichen. Dies entspricht der Sensitivität der Synovialkultur. In einem vierjährigen Zeitraum wurden 455 atraumatische Gelenkergüsse der großen Gelenke (Schulter, Ellbogen, Handgelenk, Hüfte, Knie, Sprunggelenk) untersucht. Insgesamt wurden 293 Punktate gemäß der Einschlusskriterien analysiert. Hierbei erfolgte eine semiquantitative Bestimmung der Leukozytenesterase und Glukosekonzentration mit einem Urinstreifentest. Als Indextest wurden die drei Konstellationen 1) Leukozytenesterase (++/+++); 2) Glukose (-); 3) Leukozytenesterase (++/+++) und Glukose (-) überprüft. Die Ergebnisse wurden dem Goldstandard der Newman-Kriterien (Kontrolltest) für die Diagnostik von Gelenkinfektionen gegenübergestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 293 Punktaten waren 41 Punktate septisch und 252 aseptisch. Hinsichtlich der demographischen Daten ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der septischen und aseptischen Gruppe. Am häufigsten war das Kniegelenk betroffen (n=235). Bei den nachgewiesenen Keimen dominierten Staphylokokken (n=23) gefolgt von Streptokokken (n=6). In Tabelle 1 [Tab. 1] sind die Ergebnisse der verschiedenen Konstellationen des Indextests dargestellt. Die höchste diagnostische Wertigkeit erzielte die alleinige Betrachtung der Glukosekonzentration mit einer AUC (area under the curve) von 0,94. Zum Ausschluss einer Gelenkinfektion eignet sich die alleinige Betrachtung der Leukozytenesterase. Zum Nachweis einer Gelenekinfektion empfiehlt sich die Kombination aus Leukozytenesterase- und Glukosebestimmung. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die semiquantitative Bestimmung der Leukozytenesterase- und Glukosekonzentration als kostengünstige und schnelle Möglichkeit eignet, Gelenkinfektionen zu diagnostizieren und auszuschließen.