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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Die Bedeutung des 25-OH Vitamin D Spiegels bei alterstraumatologischen Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nicole Thomasser - Klinik für Allg., Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Stefan Mehaffey - Klinik für Allg., Unfall-, und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Ulla Stumpf - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Matthias Schieker - Klinik für Allg.-, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Christian Kammerlander - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Wolfgang Böcker - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Carl Neuerburg - Klinik für Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO28-947

doi: 10.3205/16dkou767, urn:nbn:de:0183-16dkou7673

Published: October 10, 2016

© 2016 Thomasser et al.
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Text

Fragestellung: Fragilitätsfrakturen älterer Patienten nach einem Bagatelltrauma entstehen häufig auf dem Boden einer veränderten Kalziumhomöostase etwa im Rahmen eines 25-OH-Vitamin D Mangels und konsekutivem Ungleichgewicht des Knochenmetabolismus. Während die distale Radiusfraktur häufig eine Erstmanifestation der osteoporotischen Frakturen darstellt, treten proximale Femurfrakturen etwas später auf. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Untersuchung etwaiger Unterschiede des 25-OH-Vit. D Spiegels zweier typischer osteoporotischer Frakturen bei proximalen Femurfrakturen (PFF) und distalen Radiusfrakturen (DRF).

Methodik: Dazu erfolgte die konsekutive Auswertung aller Patienten > 70 Jahre die sich in einem Zeitraum von 2 Jahren mit einer DRF oder PFF in unserer stationären Behandlung befanden und bei denen ein Osteoporose Basislabor einschließlich 25-OH-Vit. D Spiegel durchgeführt wurde (N gesamt= 127; DRF =37; PFF=90). Nach der Höhe des gemessenen 25-OH-Vit. D Spiegels folgte eine Gruppeneinteilung: < 10ng/ml=Mangelzustand; 10-20 ng/ml=Insuffizienter Spiegel; 20-40 ng/ml=Niedriger 25-OH-Vit. D Spiegel; >40 ng/ml=Normaler 25-OH-Vit. D Spiegel. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test, das Signifikanzniveau wurde als p<0,05 festgelegt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter aller Patienten betrug 77,9 Jahre (DRF= 76,0 SD 7,5; PFF: 79,8 SD 8,8 Jahre). In der Gruppe der DRF waren 97,3% weiblich (m=1 w=36), bei den PFF waren es 77,8% (m=20 w=70). Insgesamt hatten zum Zeitpunkt des stationären Aufenthaltes nur 25 Patienten (DRF=29,7%, PFF=15,6%) eine Osteoporose Basistherapie mit einem Vitamin D Präparat. In der PFF Gruppe hatten signifikant mehr Patienten einen insuffizienten 25-OH-Vit. D Spiegel verglichen zu den Patienten mit einer DRF (65,6% vs. 45,9%; p=0,02). Der durchschnittliche Kalzium-Serumspiegel betrug 2,38 mmol/l +/-0,1 mmol/l und bewegte sich damit an der unteren Grenze des Normbereiches (2,0-2,65 mmol/l). Es zeigte sich dabei eine signifikante Korrelation mit dem Alter (r= -0,22; p= 0,01).

Für die Frakturheilung ist eine bilanzierte Kalziumhomöostase bzw. ein adäquater 25-OH-Vit. D Spiegel von übergeordneter Bedeutung. Die signifikante Reduktion des 25-OH-Vit. D Spiegels bei Patienten mit einer PFF gegenüber Patienten mit einer DRF könnte eine relevante Ursache bei der Entstehung dieser Frakturen darstellen. Eine im Rahmen der Osteoporose progredient katabole Knochenstoffwechselsituation führt schließlich auch zu einer insuffizienten Knochenqualität im Bereich der großen Metaphysen wie dem proximalen Femur. Eine weitere Bedeutung bei der Entstehung von Fragilitätsfrakturen kommt dabei auch der neuroprotektiven Eigenschaft und Sturzprävention von 25-OH Vit. D zu. Die Einleitung einer Leitlinien-adaptierten Osteoporose-Basistherapie sollte daher essentieller Bestandteil der unfallchirurgischen Behandlung sein.