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Linksventrikuläre Projektilembolie nach akzidentiellem Schrotschuss aus nächster Nähe
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Eine 24 jährige Patientin wurde aus nächster Nähe von links ventral im Bereich der oberen Extremität und Thorax durch einen Schrotschuss verletzt. Die initiale Diagnostik ergab zahlreiche im Bereich des linken Oberarmes, der ventralen Thoraxwand und nach intrathorakal disseminierte Schrotprojektile. Neben schwerwiegenden linksseitigen Weichteilverletzungen und Zerstörung von venösen Gefässen sowie einer intrapulmonalen Oberlappenlazeration links wurde ein Projektil am ehesten durch eine Lungenvene in den linken Ventrikel verschleppt.
Methodik: Bei Ankunft war die Patientin intubiert & beatmet, hatte einen Blutdruck von 90/60 mmHg, eine Herzfrequenz von 100 BPM eine Sauerstoffsättigung von 96%SpO2 unter einem FiO2 von 1,0 sowie eine Körpertemperatur von 35,2°C (auriculär). Bei der Auskultation zeigte sich das Atemgeräusch links abgeschwächt, im Bereich des linken Oberarm zeigte sich eine etwa 8 x 10 cm große Weichteilverletzung. Das initial durchgeführte Thorax Röntgenbild zeigte eine linksthorakale Verschattung; das Röntgenbild der linken oberen Extremität zahlreiche über die linke obere Extremität, Schulter und Thorax disseminierte kleine Schrotprojektile.
Die weitere CT diagnostische Abklärung zeigte als Hauptbefund einen Hämatopneumothorax links thorakal, intrapulmonale Projektile im linken Oberlappen sowie ein singuläres Projektil intrakardial linksventrikulär sowie eins im Bereich unmittelbar ventral des Truncus pulmonalis.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei der linksseitigen Thorakotomie zeigte im Bereich des linken anterolateralen Oberlappen eine etwa 1 cm quer verlaufende Lazeration mit intrapulmonal befindlichen Projektilen, Haut- und Kleidungsresten, die nach Erweiterung der Lazeration nach medial und lateral entfernt werden konnten. Zur Blutungskontrolle wurden dort befindliche intrapulmonale Gefäße ligiert. (Abbildung 1 & 2)
Die Lazeration der Lunge wurde übernäht, das Perikard zeigte sich nach sorgfältiger Inspektion unverletzt, was eine Verschleppung des intrakardial befindlichen Projektils über eine Lungenvene nahe legt.
Schliesslich wurden die im CT linkslateral ersichtlichen Projektile im Bereich des Truncus pulmonalis dargestellt und entfernt, der linksseitige Thorax nach Spülung und Thoraxdrainageanlage verschlossen.
Das Weichteil im Bereich der linken Schulter wurde durch Erweiterung des Weichteildefektes bis nach sternal exploriert. Hier zeigte sich eine weitgehende Destruktion des subcutanen Weichteils und des M. pectoralis, eine disseminierte venöse Blutung u.a. mit Destruktion der V. subclavia, die ligiert wurde. Nach Exploration konnten zahlreiche Projektile und Bestandteile der Schrotpatrone entfernt werden. Das in der CT Kontrolle unverändert linksventrikulär im Trabekelwerk verbliebene Projektil wurde in Rücksprache mit der Kardiochirurgie in einer Risiko - Nutzen Abwägung belassen. (Abbildung 4&5)
Es folgten rezidivierende Vakuumverbandwechsel mit einer gezielte Lokalisationssuche der Projektile mittels Fluroskopie.