gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Schwerverletzt im Reitsport: wer ist besonders gefährdet? – Eine Studie mit 679 Unfallopfern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian David Weber - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Thomas Dienstknecht - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Klemens Horst - RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Roman Pfeifer - Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • Martijn Hofman - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Universitäts- und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • DGU Traumaregister

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO28-1090

doi: 10.3205/16dkou761, urn:nbn:de:0183-16dkou7610

Published: October 10, 2016

© 2016 Weber et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Reitsportunfälle sind häufig und gehen oft mit gravierenden Verletzungsfolgen einher. Die Spannweite möglicher Unfallfolgen ist enorm. Diese Untersuchung fokussiert sich auf schwere und lebensbedrohliche Verletzungen durch unterschiedliche Reitsport-spezifische Unfallmechanismen und dient der Charakterisierung von Risikogruppen.

Methodik: Nach Freigabe durch das Reviewboard (TR-DGU-ID 2013-50), wurde das Deutsche TraumaRegister (n=122000, 2002-2012) hinsichtlich schwerer Verletzungen (ISS ≥ 9 Punkte) infolge von Reitsportunfällen gescreent (Kategorie Unfallmechanimus: "Sturz" + Spezifikation; "Sonstige" + Freitextsuche). Parameter: demographische Daten, Verletzungsmuster und -schwere (u.a. AIS, ISS), physiologische Daten (z.B. GCS), präklinische Versorgung, Schockraumbehandlung und operative Versorgung, Liegezeiten und schwere Komplikationen. Signifikanzniveau p ≤ 0.05.

Die statistische Analyse erfolgte mittels SPSS Statistiksoftware (IBM, Version 21).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ingesamt wurden 679 schwere Reitsportunfälle identifiziert und in 4 Kategorien unterteilt: "Sturz"(n=427), "Huf-Tritt"(n=188), "Unter Pferd begraben"(n=34), "Kutschunfall"(n=30).

Unfallopfer, die unter ein Pferd gerieten, hatten das höchste Risiko für Beckenringverletzungen (32.4%) und schwere Abdominalverletzungen (35.2%). Huftritte resultieren häufig in Gesichtsverletzungen (29.3%). Junge Reiterinnen (75.5%) stürzten besonders häufig vom Pferd und erlitten Schädelhirntraumata (n=204, 47.8%) sowie schwere Wirbelsäulenverletzungen (n=109, 25.5%). Im Gegensatz zu Kutschunfällen, hier waren überwiegend ältere männliche Unfallopfer (57±13 Jahre) zu verzeichnen. Diese erlitten schwere Thorax- (63.3%) und Extremitätenverletzungen sowie die insgesamt höchste Verletzungschwere (ISS 20.7 ±10.6 Punkte). Dieses Kollektiv zeigte ebenfalls die höchste Rate an präklinischem Schock (16%), Koagulopathie (24%), und die höchste Mortalität (16.7%) im Vergleich zu allen anderen Pferdesport-assozierten Unfallmechanismen.

Zusammenfassung: Junge weibliche Reiterinnen sind besonders durch Stürze, Huftritte und Quetschungen gefährdet. Jedoch weisen ältere männliche Kutschfahrer die höchste Verletzungsschwere und Mortalität auf, und stellen damit eine bislang unbeschriebene Risikogruppe dar. Männliche Kutscher sollten stärker im Fokus von Präventionsprogrammen stehen.


Literatur

1.
Ball CG, Ball JE, Kirkpatrick AW, Mulloy RH. Equestrian injuries: incidence, injury patterns, and risk factors for 10 years of major traumatic injuries. Am J Surg. 2007 May;193(5):636-40. DOI: 10.1016/j.amjsurg.2007.01.016 External link
2.
Norwood S, McAuley C, Vallina VL, Fernandez LG, McLarty JW, Goodfried G. Mechanisms and patterns of injuries related to large animals. J Trauma. 2000 Apr;48(4):740-4.
3.
Lloyd RG. Riding and other equestrian injuries: considerable severity. Br J Sports Med. 1987 Mar;21(1):22-4.
4.
Eckert V, Lockemann U, Püschel K, Meenen NM, Hessler C. Equestrian injuries caused by horse kicks: first results of a prospective multicenter study. Clin J Sport Med. 2011 Jul;21(4):353-5. DOI: 10.1097/JSM.0b013e318221840f External link