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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Der Pararectus Zugang – eine vielseitige Option für die Beckentumorchirurgie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christophe Kurze - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Marius Keel - Inselspital, Universitätsspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Klaus-Arno Siebenrock - Inselspital, Universität Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Bern, Switzerland
  • Frank M. Klenke - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO24-1363

doi: 10.3205/16dkou708, urn:nbn:de:0183-16dkou7081

Published: October 10, 2016

© 2016 Kurze et al.
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Fragestellung: Die pelvine Tumorchirurgie ist eine der komplexesten Felder in der onkologischen Orthopädie. Die Behandlung von Knochen- und Weichteiltumoren ist mit einem hohem Komplikationsrisiko verbunden. Der erweiterte ilioinguinale/iliofemorale Zugang, der für die Beckentumorchirurgie etabliert ist, bietet als extrapelviner Zugang nur begrenzten Zugang zu den intrapelvinen neurovaskulären Strukturen. Der Pararectus Zugang wurde zur Behandlung von Beckenring- und Azetabulumfrakturen etabliert. Als intrapelviner, extraperitoneal gelegener Zugang vereinfacht er die Darstellung der neurovaskulären Strukturen. Ziel dieser Studie war es die Eignung des Pararectuszugang für die Beckentumorchirurgie zu untersuchen. Wir berichten über die ersten 10 Primärtumore, die über einen Pararectus Zugang reseziert wurden.

Methodik: 10 Patienten (6 männlich/4 weiblich) mit einem Durchschnittsalter von 53,9 ± 18,7 Jahren wurden retrospektiv untersucht. Bei ihnen wurde zwischen 2010 und 2015 ein pelviner muskuloskelettaler Tumor reseziert. Bei 6 Patienten handelte es sich um malige Tumoren (Chrondrosarkom n=2, high-grade Sarkom/NOS n=2, Myxofibrosarkom n=1, maligner fibröser Tumor n=1). 4 Patienten wurden wegen eines benignen (Lipom n=3) oder wegen eines lokal aggressiven Tumors (desmoplastisches Fibrom n=1) behandelt. Die Resektion erfolgte über einen Pararectus Zugang (n=3) oder einen erweiterten Pararectus Zugang (n=2). In 5 Fällen wurde der Pararectus Zugang mit einem extrapelvinen Zugang kombiniert (Kocher-Langenbeck n=1, Trochanter-Osteotomie n=1, modifizierter Gibbson Zugang n=3). Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 11 Monate (3-30 Monate).

Primärer Endpunkt war die erfolgreiche Durchführung der geplanten Resektion. Als sekundäre Parameter dienten minor und major Komplikationen (Notwendigkeit einer erneuten chirurgischen Intervention), Blutverlust und die OP-Dauer.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Resektion konnte in allen Fällen wie geplant durchgeführt werden(5/10 Fällen R0-Resektion; 5/10 Fälle geplante R1-Resektion). Der Blutverlust betrug 3431 ± 5392 ml. Die durchschnittliche OP-Dauer betrug 5,8 ± 4,3 Stunden. In 2 Fällen gab es 4 major Komplikationen (Gefässverletzung mit Massentransfusion n=1, Infektion n=2, Thrombose der Iliacalvene n=1, Hüfttotalendoprothesen-Luxation n=1), die nicht auf den Zugang zurückzuführen waren. 3 minor Komplikationen (Narbenhernie n=1, intraoperative Transfusion n=4, meralgia paraesthetica n=1) traten in 4 Fällen auf.

Über den Pararectus Zugang lässt sich eine gute Darstellung des gesamten knöchernen Hemipelvis und der neurovaskulären Strukturen erzielen. Durch eine distale Erweiterung lassen sich ausserdem extrapelvine Tumoranteile resezieren. Der Zugang kann zudem problemlos mit den etablierten Zugängen zum Hüftgelenk kombiniert werden. Dies vereinfacht eine einzeitige pelvine und artikuläre Rekonstruktion. Zusammenfassend stellt der Pararectus Zugang eine vielseitige Ergänzung zu den etablierten Zugängen in der pelvinen muskoloskelettalen Tumorchirurgie dar.