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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Plastische Deformation der Sehnennaht verursacht Spaltbildung im Defektbereich – eine biomechanische Untersuchung der Plastizität unterschiedlicher Nahtmaterialien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Jordan - Unfallchirurgie, Zentrum für operative Medizin, Uniklinik Würzburg, Würzburg, Germany
  • Sebastian Bölch - Orthopädische Klinik der Universität Würzburg, König-Ludwig-Haus, Würzburg, Germany
  • Hendrik Jansen - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Rainer Meffert - Unfallchirurgie, Zentrum für operative Medizin, Uniklinik Würzburg, Würzburg, Germany
  • Stefanie Hölscher-Doht - Unfallchirurgie, Zentrum für operative Medizin, Uniklinik Würzburg, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO22-792

doi: 10.3205/16dkou677, urn:nbn:de:0183-16dkou6773

Published: October 10, 2016

© 2016 Jordan et al.
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Fragestellung: In der Sehnenchirurgie steht eine Vielzahl unterschiedlicher Nahtmaterialien zur Verfügung, wobei die Eigenschaft der Plastizität bisher nur unzureichend untersucht wurde. Die plastische Deformation von Nahtmaterial verursacht eine dauerhafte Extension des Fadens und kann so zur Lockerung oder Dissoziation des adaptierten Gewebes führen. Insbesondere im Fall genähter Sehnen, welche kontinuierlicher Zugkraft widerstehen müssen, kann dies die Heilung negativ beeinflussen. Wir nehmen an, dass verschiedene Nahtmaterialien auch unterschiedliche Deformierungsgrade aufweisen und haben deshalb gängige Fäden biomechanisch untersucht.

Methodik: Prolene, PDS, Vicryl, Ethibond und FiberWire wurden auf folgende Parameter hin getestet: offset yield strength, initial extension, creep, relaxed elongation, peak-to-peak displacement, stiffness, maximum tensile strength und gap formation. Die Testung wurde in eine reine Materialtestung und eine ex vivo Sehnennahttestung unterteilt, wobei für letztere porcine Achillessehnen mittels Krackow-Technik genäht wurden. Statische, kontinuierliche und zyklische Belastungsversuche wurden mit einer industriellen Materialtestmaschine (Zwick/Roell) durchgeführt. Nach Untersuchung der Normalverteilung wurden die gewonnenen Mittelwerte mittels ANOVA ausgewertet und Unterschiede mittels post-hoc Tukey Test auf Signifikanz überprüft. P < 0.05 wurde als signifikanter Unterschied definiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Prolene zeigte die niedrigste offset yield strength, die höchste initial extension bei 30N, 60N und 90N sowie erhöhtes creep, relaxed elongation und peak-to-peak displacement. PDS hatte im Vergleich zu Prolene bessere Eigenschaften, wobei aber kein signifikanter Unterschied in offset yield strength und initial extension bestand. Im Gegensatz zu den monofilen Nahtmaterialien Prolene und PDS zeigten die geflochtenen Fäden Ethibond, Vicryl und FiberWire weniger plastische Deformierung. Der Unterschied zwischen Ethibond und Vicryl war hierbei nicht signifikant. Der geringste Grad an plastischer Deformierung trat in der FiberWire Gruppe auf, demonstriert durch die höchste offset yield-strength und stiffness kombiniert mit einem niedrigen creep, relaxed elongation, peak-to-peak displacement und initial extension. Die Spaltbildung der genähten Sehnen trat in der Prolene Gruppe bei der geringsten Zugkraft auf, wobei der Unterschied zu PDS, Vicryl und Ethibond vorhanden, aber nicht signifikant war. FiberWire zeigte einen signifikant erhöhten Widerstand gegen die Spaltbildung.

Unsere Studie stellt erstmals die Wertigkeit der plastischen Deformierung von Nahtmaterial in der Sehnenchirurgie dar. Unter axialem Zug haben monofilamente Nahtmaterialen eine höhere Extension als polyfilamente Materialien, was die Spaltbildung negativ beeinflussen kann. Dieser Effekt sollte in der Achilles-, Quadrizeps-, Supraspinatus-, oder Beugesehnennaht berücksichtig werden und die Verwendung reißfester und steifer Nahtmaterialien ist in der Sehnenchirurgie gerechtfertigt.