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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Geriatrische proximale Femurfraktur und Harnwegsinfekt – Überlegungen zur perioperativen Infektionsprophylaxe

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ronny Langenhan - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Annika Hecht - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Niklas Reimers - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Axel Probst - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO12-167

doi: 10.3205/16dkou542, urn:nbn:de:0183-16dkou5421

Published: October 10, 2016

© 2016 Langenhan et al.
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Text

Fragestellung: Die perioperative Infektionsprophylaxe bei der operativen Behandlung von proximalen Femurfrakturen (PFF) mit einem Cefalosporin ist Standard. Geriatrische Patienten (Pat.) aber tragen das Risiko, an chronischen Infektionen zu leiden, deren Bakterien zum Zeitpunkt der frühen Operation unbekannte hygienische Problemkeime sein können.

Wir haben deshalb die Keimbesiedlung des Urogenitaltrakts bei geriatrischen Pat. (> 64 Jahre) mit PFF in unserer Klinik charakterisiert. Zusätzlich wurde die Entwicklung der Bakteriologie bei den tiefen Wundinfektionen von Pat. im selben Lebensabschnitt im vergangenen Jahrzehnt beobachtet.

Ziel war es, mögliche Lücken in der perioperativen Infektionsprophylaxe zu erkennen.

Methodik: Zwischen 2005 und 2014 wurden in unserer Klinik 2179 Pat. (w/m 1638/541; DA 82,35 (65-101) Jahre) aufgrund einer PFF operiert (Schenkelhalsfraktur (SHF): 1001 Pat., DA 81,84 (65-101) Jahre  Endoprothese/Osteosynthese; per-/ subtrochantere Fraktur (PTF): 1178 Pat., DA 82,78 (65-101) Jahre  Osteosynthese). In einer retrospektiven Datenanalyse wurden die tiefen Wundinfektionen, ihre Bakteriologie und Veränderungen der Keimresistenzen über die Zeit identifiziert.

Zudem wurde von September 2013 bis November 2015 bei allen Pat. (> 64 Jahre) mit der Diagnose PFF (n=351; w/m 263/88; Durchschnittsalter (DA) 83,57 (65-100) Jahre) bei der Aufnahme die Keimbesiedelung der Harnwege und deren Resistenzen untersucht.

Ergebnisse: Die Rate von tiefen Infektionen bei Pat. mit Endoprothesen aufgrund einer SHF betrug 2,8% (n=28; w/m 19/9; DA 81,35 (67-92) Jahre), mit Osteosynthesen bei PTF 1,1% (n=14; w/m 10/4; DA 81,0 (70-91) Jahre). Im Vergleich der Zeiträume 2005-2009 und 2010-2014 fällt eine Verschiebung des Erregerspektrums von cefalosporinsensiblen Keimen zu cefalosporinresistenten Enterokokken auf. Die Resistenz der Keime gegen Cefalosporin stieg von 43% auf 81% an.

Im Harnsediment war bei 35,6% (n=125) unserer Kollektivs eine Bakteriurie (BU) feststellbar. Bei 47,2% dieser Pat. war die BU vergesellschaftet mit den laborchemischen Zeichen eines manifesten Harnwegsinfekts. Bei 10,4% dieser Pat. war die Besiedelung des Harntrakts mit multiresistenten Keimen nachweisbar, 26,4% waren resistent gegenüber Cefuroxim.

Schlussfolgerung: Wir sehen bei geriatrischen Pat. aufgrund des Problems der multiresistenten Keime in den Harnwegen und aufgrund der Zunahme der Cefalosporinresistenzen sowohl bei den Keimen der Harnwegsinfekte als auch bei denen der tiefen Wundinfektionen das zunehmende Risiko, dass die standardmäßig verabreichte perioperative Infektionsprophylaxe mit einem Cefalosporin nicht wirksam ist. Weil gerade in Pflegeeinrichtungen die Resistenzentwicklung gegen Antibiotika ein zunehmendes Problem ist, sollten bei geriatrischen Pat. die Konzepte zur perioperativen Infektionsprophylaxe überdacht werden.