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Mikrozirkulation des Weichgewebes bei der pertrochantären Femurfraktur. Eine Frage des Geschlechts?
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Eine intakte Mikrozirkulation des Weichgewebes ist unstrittig Voraussetzung für eine komplikationslose Wundheilung. Infekt-assoziierte Verläufe bedingen bei der pertrochantären Femurfraktur im geriatrischen Patientengut häufig ein reduziertes Outcome, mit signifikant erhöhter Mortalität. Ziel dieser Pilot-Studie war die Erfassung mikrozirkulatorischer Parameter des Weichteilmantels am proximalen Femur zur Quantifizierung des Weichteiltraumas in Abhängigkeit demographischer Variablen sowie der Region.
Methodik: Bei 36 Patienten mit pertrochantärer Femurfraktur (Alter: 73 Jahre, m/w 16/20, ASA 3.4, A1/A2-Fraktur) wurde als prospektive Kohortenstudie in Rückenlage mithilfe eines standardisierten Messplans präoperativ die lokale Mikrozirkulation am proximalen Femur erfasst (Oxygen To See, Laser-Doppler/Weißlichtspektroskopie, LEA-Medizintechnik, Gießen, Deutschland). Über eine Flachsonde wurde der relative Blutfluss (Flow), die kapillär-venöse Sauerstoffsättigung (SO2) sowie die relative Hämoglobinmenge (Hb) in Gefäßen mit einem maximalen Durchmesser von 100µm an 3 Punkten, proximal wie distal des Trochanter major, in 2mm, 8mm und 15 mm Eindringtiefe gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das traumatische Ereignis einer pertrochantären Femurfraktur führte im Seitenvergleich auf der verletzten Seite zu höhere Sättigungswerten (SO2) in 8mm und in 15mm Tiefe (8mm: 63% vs. 58%, P = 0.043; 15mm: 64% vs. 60%, P = 0.016). Flow und SO2 wiesen bei verletzter wie bei unverletzter Seite in 2mm Tiefe ihre geringsten Werte auf und korrelierten jeweils eng miteinander (P < 0.001). Während qualitative (Rauchgewohnheit, Diabetes) wie quantitative (Alter, Blutdruck, BMI) Einflussgrößen keine statistisch signifikante Korrelation in Bezug auf Flow und SO2 aufwiesen, zeigte das männliche Geschlecht signifikante Einschränkungen der Mikrozirkulation an der verletzten Femur-Region. Hierbei wiesen Männer in allen drei Gewebetiefen signifikant geringere Sättigungswerte im Vergleich zu weiblichen Patienten auf (2mm: 14% vs. 29%, P=0.016; 8mm: 55% vs. 69%, P=0.001; 15mm: 60% vs. 66%, P=0.006). Auch postoperativ blieb der Geschlechterunterschied in der Sauerstoffsättigung in 8mm Messtiefe erhalten. Der Flow in 15mm Tiefe zeigte sich präoperativ bei Männern ebenso signifikant reduziert (276AU vs. 371AU, P=0.002). Signifikante regionsabhängige Unterschiede bezüglich der mikrozirkulatorischen Parameter (proximal vs. distal des Trochanter major) fanden sich dagegen nicht.
Schlussfolgerungen: Parameter der Mikrozirkulation am proximalen Femur zeigen signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede im Falle einer pertrochantären Femurfraktur. Ein diesbezüglicher Einfluss auf Infektraten ist in Folgestudien zu evaluieren. Die Mikrozirkulation des Weichgewebes scheint proximal wie distal des großen Rollhügels dagegen identisch. Hier ergeben sich aus dieser spezifischen Sicht keine Präferenzen hinsichtlich Implantat und Zugang.