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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Trauma verursacht einen Anstieg der IL-17A-Expression auf Th17-Zellen und beeinflusst gleichzeitig die thrombozytäre Gerinnungsfunktion

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Friederike Hefele - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Experimentelle Unfallchirurgie, Unfallchirurgie, München, Germany
  • Niels Krysiak - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Experimentelle Unfallchirurgie, Unfallchirurgie, München, Germany
  • Marina Unger - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Experimentelle Unfallchirurgie, Unfallchirurgie, München, Germany
  • Stefan Huber-Wagner - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Peter Biberthaler - TU München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Martijn van Griensven - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Experimentelle Unfallchirurgie, Unfallchirurgie, München, Germany
  • Marc Hanschen - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocGR20-873

doi: 10.3205/16dkou476, urn:nbn:de:0183-16dkou4769

Published: October 10, 2016

© 2016 Hefele et al.
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Fragestellung: Unfälle und die Folgen von Unfällen führen weiterhin die Todesursachenstatistik für Menschen bis zum Alter von 45 Jahren an. Ein Grund für diese hohe Mortalitätsrate ist das Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS), wobei die Mechanismen dieser Immunreaktion zum Großteil immer noch unklar sind. Die zunehmende Relevanz von Th17-Zellen und Thrombozyten in anderen immunologischen Fragestellungen führte zu unserer Vermutung, dass diese Zelltypen auch bei der Immunreaktion nach Polytrauma eine Rolle spielen.

Methodik: Zehn Patienten nach Polytrauma (ISS > 16) wurden in unsere prospektive nicht-interventionelle klinische Pilotstudie eingeschlossen, um zu untersuchen, wie Th17-Zellen und Thrombozyten während der ersten zehn Tage des Krankenhausaufenthaltes auf Trauma reagieren. Es wurden serielle Blutabnahmen durchgeführt, um Th17-Zellen (CD4, CD169, CD196) und Thrombozyten (CD41) mittels Durchflusszytometrie zu charakterisieren. Die Funktionalität der Thrombozyten stellten wir zudem durch Erhebung der Thrombozytenzahl und thrombelastometrische Messungen (ROTEM®) fest. Zur statistischen Auswertung verwendeten wir ANOVA bei wiederholten Messungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Verglichen mit frühen Zeitpunkten (< 12 Stunden) nach Trauma war die Expression von IL-17A auf Th17-Zellen zu späten Zeitpunkten (7 - 10 Tage) signifikant erhöht (p=0.0473). Bezüglich der Th17-Zellzahl konnten wir im Zeitverlauf nach Trauma keinen Unterschied feststellen, wohingegen die Thrombozytenzahl im Verlauf signifikant anstieg (p=0.0055).

Thrombelastometrisch war eine signifikante Zunahme der maximalen Gerinnselfestigkeit (MCF) sowohl in der extem- (Tissue Faktor-aktivierten), als auch in der fibtem- (Tissue Faktor aktivierten, die Thrombozyten mit Cytochalasin D inhibiert) Messung zu beobachten (p=0.0001 und p<0.0001). Im Gegensatz dazu nahm die aus der Subtraktion der fibtem-MCF von der extem-MCF resultierende MCF, welche als Maß für die thrombozytäre Gerinnungskomponente gesehen werden kann, im Zeitverlauf signifikant ab (p<0.0001).

Der späte Anstieg der IL-17A-Expression auf Th17-Zellen bei Patienten nach Polytrauma legt den Schluss nahe, dass Th17-Zellen vor allem bei der späten Immunantwort dieser Patienten eine Rolle spielen. Besonders interessant sind die Resultate der Thrombelastometrie: Sie können als Hinweis darauf gesehen werden, dass die Gerinnselfestigkeit vorwiegend durch den plasmatischen Anteil der Gerinnung erhalten wird. Die Thrombozyten hingegen nehmen zwar in ihrer Zahl im Zeitverlauf zu, scheinen jedoch kein Gerinnsel von der üblichen Festigkeit zu formen, was als posttraumatische thrombozytäre Dysfunktion interpretiert werden könnte.