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Erste Ergebnisse eines porcinen Polytraumamodells im Langzeitversuch
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Großtier-Modelle haben zu einem verbesserten Verständnis bezüglich der physiologischen und immunologischen Reaktionen in der akuten posttraumatischen Phase beigetragen. Ziel der vorliegenden Studie war die Etablierung eines Großtier-Modells, welches die Limitationen bislang publizierter Modelle reduziert und den Nachbeobachtungszeitraum in einer klinisch-realistischen Situation und unter intensivmedizinischer Behandlung deutlich erweitert.
Methodik: 30 männlichen Schweine (sus scrofa; 30±5 kg) wurden als Versuchstiere verwendet und in folgende Gruppen eingeteilt: Polytrauma (PT): Lungenkontusion (Bolzenschuss, 9x17 Dynamit Nobel AG, Troisdorf/Deutschland), Leberstichverletzung, Femurfraktur und hämorrhagischer Schock (MAP 40+5mmHg, 90 min) mit anschließender standardisierter Blut- und Volumensubstitution sowie operativer Frakturversorgung (Injury Severity Score: 27); Kontrollgruppe (C): kein Trauma; Monotrauma (MT): alleinige Femurfraktur und operative Versorgung. Observationsdauer 72 Std. mit kontinuierlichen Blutabnahmen, Rechts-Herz-Katheter-Analysen, Echokardiographie, CT Untersuchungen und Analyse von pro- und anti-inflammatorischen Mediatoren.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zeichen des schweren hämorrhagischen Schocks zeigten sich in allen PT-Tieren (MAP 65 ±6 mmHg (C) vs. 43 ±6 mmHg (PT) p<0.001; Laktat 1.63 ±0.99 (C) vs. 4.44 ±1.42 (PT), p<0.001). Ebenso wurden eingeschränkte Organfunktionen (Lunge, Leber, Niere) sowie der Anstieg systemischer Inflammationsparameter im Polytrauma nachgewiesen (IL-6 (90 min): 14.9 ±18 (C) vs. 40.0 ±26.1 (PT), p=0.002). Computertomographisch und histophathologisch konnte ein beginnendes Lungenversagen (ARDS) visualisiert werden (CAE positive neutrophile Granulozyten im Lungengewebe: 0.95 ±1.33 (C) vs. 2.36 ±4.94, p<0.05 (PT)).
Zusammenfassung: Dieses neuartige Modell mit 72 stündiger Beatmung und intensivmedizinischer Überwachung ermöglicht, die klinisch-relevante Untersuchung der pathophysiologischen Vorgänge in der frühen posttraumatischen Phase. Es ist somit von hoher translationaler Relevanz zur Untersuchung therapeutischer und diagnostischer Maßnahmen nach schwerem Trauma.