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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten – Ergebnisse einer Analyse des TraumaRegisters der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Denis Friesen - Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Germany
  • Michael Schädel-Höpfner - Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Germany
  • Rolf Lefering - IFOM, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI49-1382

doi: 10.3205/16dkou355, urn:nbn:de:0183-16dkou3554

Published: October 10, 2016

© 2016 Friesen et al.
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Text

Fragestellung: Eine Handverletzung erscheint in Anbetracht anderer Verletzungen eines polytraumatisierten Patienten primär oft als nebensächlich, jedoch sind ihre Folgen meist für den Patienten relevant und können sein weiteres Leben erheblich beeinträchtigen. Besonders nachteilig sind eine verspätete oder sogar ausbleibende Diagnostik und Therapie. Die Häufigkeit von Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten wurde bisher nicht systematisch untersucht. Es fehlen Angaben zu Einflußfaktoren und zur Koinzidenz mit anderen Verletzungen sowie zur Beeinflussung der stationären Primärbehandlung.

Methodik: Es erfolgte eine selektive Datenanalyse des TraumaRegisters der DGU für den Zeitraum 2002 bis 2012. Einschlusskriterien waren die Dokumentation einer Handverletzung und ein ISS >16, wobei alle Altersgruppen analysiert wurden. Erfaßt wurden mögliche Einflußfaktoren wie Alter, Geschlecht, Unfallmechanismus, Verletzungsschwere und Begleitverletzungen. Als sekundäre Parameter wurden Diagnosezeitpunkt, Behandlungsdauer im Schockraum und Entlassart untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Für den Zeitraum 2002 - 2012 wurden insgesamt 63184 Patienten mit einem ISS > 16 ermittelt, davon waren 34867 Fälle über den (großen) Standardbogen dokumentiert. Handverletzungen fanden sich bei 5% (±0,8) der schwerverletzten Patienten, davon lag in 4,3% nur eine einzelne Handverletzung vor, in 0,7% 2 bis maximal 6 Verletzungen der Hand. Unterteilt man die Hand in drei Bereiche Carpus, Metacarpus und Finger, so sind die Verletzungen zu etwa einem Drittel pro Bereich verteilt. Männer erleiden etwas häufiger als Frauen eine Handverletzung. Im Erwachsenenalter sind Handverletzungen häufiger und nehmen zum Rentenalter hin ab. Bei den Patienten < 18 Jahre finden sich Handverletzungen vor allem bei den 16-17-Jährigen. Motorradfahrer haben das größte Risiko, eine Handverletzung im Rahmen eines Polytraumas zu erleiden. In 9,6% der Fälle wurde die Handverletzung erst verspätet diagnostiziert. Andererseits verlängerte das Vorliegen einer Handverletzung die Schockraumzeit um durchschnittlich 6,5 Minuten.

Handverletzungen finden sich bei schwerverletzten Patienten in 5% der Fälle. Bei bestimmten Konstellationen treten Handverletzungen häufiger auf. Sie beeinflussen die primäre und sekundäre Versorgung des Schwerverletzten. Bei allen Polytraumatisierten sollte bereits im Rahmen der Schockraumdiagnostik primär nach Handverletzungen gesucht und diese in das gesamte Behandlungskonzept einbezogen werden.