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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Chancen eines koordinierten Osteoporosemanagements mittels Fracture Liaison Service (FLS) in der Alterstraumatologie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carl Neuerburg - Klinik für Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Julia Stein - Klinik für Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Ulla Stumpf - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Matthias Schieker - Klinik für Allg.-, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Christian Kammerlander - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany
  • Wolfgang Böcker - Klinik für Allg.-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LMU München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI44-965

doi: 10.3205/16dkou305, urn:nbn:de:0183-16dkou3051

Published: October 10, 2016

© 2016 Neuerburg et al.
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Fragestellung: Fragilitätsfrakturen, die infolge eines inadäquaten Traumas bei älteren Patienten in steigender Anzahl auftreten, sind oft Folge einer zuvor unerkannten und unbehandelten Osteoporose und betreffen etwa die Hälfte aller Frauen sowie ein Drittel aller Männer über 50 Jahre. Neben der chirurgischen Frakturversorgung sollte die osteologische Therapie daher integraler Bestandteil bei der Behandlung dieser Frakturen sein. Die Implementierung eines koordinierten Osteoporosemanagements von Patienten mit spezifischen Risikofaktoren durch eine geschulte Pflegekraft könnte dabei relevante Chancen bieten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Evaluation der Bedeutung eines FLS-Settings für die optimale Versorgung von Frakturen sowie der zugrundeliegenden Osteoporose bei älteren unfallchirurgischen Patienten.

Methodik: Anhand eines DVO-Leitlinien 2014 adaptierten Klinik-Algorithmus für Osteoporose wurden in einem Zeitraum von 3 Monaten insgesamt 204 Patienten (135 weiblich/69 männlich) im Alter weiblich >50 bzw. postmenopausal und männlich >60 Jahre mit spezifischen Risikofaktoren für eine Osteoporose erfasst. Unter den eingeschlossenen Patienten hatten 58 eine proximale Femurfraktur, 17 eine distale Radiusfraktur, 30 eine Wirbelkörperfraktur und 15 Patienten eine proximale Humerusfraktur.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt war bei 22% der Patienten eine Osteoporose bekannt, bei weiteren 41% der Patienten wurde während des Aufenthaltes eine Osteoporose diagnostiziert und bei 25% eine weiterführende Diagnostik empfohlen (aufgrund der kurzen Verweildauer (< 2 Tage) war in diesen Fällen keine Komplettierung der Diagnostik möglich). Insgesamt lag bei 12% der Patienten eine spezifische Osteoporosetherapie vor, bei 18% aller Patienten bestand bereits eine Basistherapie. Zum Entlassungszeitpunkt erhielten 140 Patienten (68%) eine Basistherapie, 55 Patienten (27%) eine spezifische Osteoporosetherapie und bei 46 Patienten (22%) wurde eine individuelle Osteoporosetherapie indiziert.

Trotz der hohen Inzidenz einer zugrundeliegenden Osteoporose bei älteren unfallchirurgischen Patienten erhalten nur wenige eine Basistherapie und / oder spezifische Therapie gemäß LL DVO. Durch ein konsequentes, Leitlinien adaptiertes Osteoporosemanagement im Rahmen eines FLS konnte bei einem Großteil der behandelten Patienten während des Aufenthaltes eine Osteoporose identifiziert und eine Behandlung initiiert werden. Dadurch könnte die Frakturheilung optimiert und langfristig Sekundärfrakturen sowie etwaige Osteoporose assoziierte Komplikationen reduziert werden. Ein weiterer Vorteil des FLS stellt die enge Patienten-Anbindung an die Klinik dar, welche gerade bei älteren Patienten oftmals gering ist, obwohl die Durchführung von klinisch-radiologischen Untersuchungen ein wichtiger Kontrollmechanismus im postoperativen Verlauf darstellt.