gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Outcome nach Infektion operativ versorgter Tibiakopffrakturen – eine systematisches Review und erste retrospektive Analyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ralf Henkelmann - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chir., Leipzig, Germany
  • Karl-Heinz Frosch - Asklepios Klinik St. Georg, Abt. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Helmut Lill - Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Schoepp - BG Unfallklinik Duisburg, Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Dominik Seybold - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Ruhr Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Christoph Josten - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chir., Leipzig, Germany
  • Pierre Hepp - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chir., Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI32-684

doi: 10.3205/16dkou202, urn:nbn:de:0183-16dkou2028

Published: October 10, 2016

© 2016 Henkelmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Tibiakopffrakturen sind häufig. Der Schweregrad der Verletzung wird durch die Frakturmorphologie und das begleitende Weichteiltrauma bestimmt. Postoperative Infektionen sind eine gefürchtete Komplikation mit häufig unzufrieden stellenden Outcome für den Patienten und einem möglichen Verlust der Gelenkfunktion.Ziel ist es alle verfügbaren Studien bezüglich operativ behandelten proximalen Tibiafrakturen durch eine systematische Aufarbeitung zu untersuchen und die Inzidenz von oberflächlichen und tiefen Infektionen und deren Outcome zu erfassen.

Methodik: Es wurde eine systematische Literatursuche in den Datenbanken Medline, Cochrane, Embase und GoogleScholar durchgeführt. Studien mit operativ versorgten Tibiakopffrakturen wurden nach vordefinierten Ein- und Ausschlusskriterien eingeschlossen. Zudem wurde eine retrospektive Datenanalyse von Patienten mit operativ versorgten Tibiakopffrakturen am im Zeitraum zwischen 01/2005 bis 01/2015 durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Entsprechend der Ein- und Ausschlusskriterien wurden 78 Studien eingeschlossen. In der Gesamtpopulation (n=4849) zeigte sich eine Infektionsrate von 10.8% (0-66.7%, n=515). Diese teilten sich in 264 tiefe Infektionen (DI) und 253 oberflächige Infektionen (SI) auf. SI wurden mit lokaler Therapie ausgeheilt. DI hatten eine Revisionsrate zwischen 2.1-.5 mal pro Patient. 58.7% (n=61) von 104 Patienten mit einer postoperativen Infektion hatten ein unzufrieden stellendes Ergebnis mit erheblichen Einschränkungen des betroffenen Gelenkes oder Beines.

Im Zeitraum 01/2005 bis 01/2015 wurden im eigenen Patientengut insgesamt 353 Patienten mit einer Tibiakopffraktur operativ behandelt ((51.6% Männer, Alter 51.0 (18-96), Diabetes mellitus 11.7%, Immunsuppression 1.7%, Raucher 32% und Substanzmissbrauch 6.3% (vor allem Alkohol: 84.2%). In 4.5% der Fälle lag eine offene Fraktur vor, 35.6% C1-C3 Frakturen nach AO).

Bei 33 Patienten (78,8% Männer, Alter 47,8 (25-73) postoperative Infektionen auf (9.3%). In 91% (n=30) handelte es sich um eine Frühinfektion. 0.8% (n=11) der Infektionen waren oberflächig und konnten mit lokaler Behandlung zur Ausheilung gebracht werden. In 22 Fällen (8.5%) kam es zu einer tiefen Infektion. Im Durchschnitt waren 6.4 (Range: 1-12) Revisionseingriffe notwendig. Diabetes mellitus: 21.2%, Immunsuppression: 12.1%, Nikotin: 45.5%, Substanzmissbrauch: 21.2% (vor allem Alkohol 83.3%). In 21.2% (n=7) handelte es sich um eine offene Fraktur, bezogen auf die Frakturmorphologie waren 69.7% C1-C3 Frakturen nach AO.

Postoperative Infektionen nach operativ versorgter Tibiakopffraktur sind häufig, machen mehrere Revisionen notwendig und gehen mit einem schlechten Outcome einher. Vor allem Geschlecht, Frakturmorphologie, begleitendes Weichteiltrauma und Nebenerkrankungen scheinen eine wesentliche Rolle zu spielen. Diese Studie liefert wesentliche Daten als Grundlage für einheitliche Behandlungsalgorithmen.