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Prädiktoren für das Überleben ohne Pflegeheimeinweisung 1 Jahr nach proximaler Femurfraktur – eine prospektive Studie zur Entwicklung des Marburg Rehabilitation Tool for Hip fractures (MaRTHi)
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Proximale Femurfrakturen sind typische Frakturen bei älteren Patienten, deren Inzidenz stetig zunimmt. Ihre Therapie ist gemäß der aktuellen Literatur weiterhin mit einer hohen Mortalitäts- und Institutionalisierungsrate assoziiert. Ziel der prospektiven Studie war es, anhand verschiedener Risikofaktoren einen Prognosescore hinsichtlich des Überlebens ohne dauerhafte Pflegeheimeinweisung zu entwickeln.
Methodik: Patienten mit proximaler Femurfraktur über 60 Jahre wurden in diese prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen. In der Akutklinik wurden neben demographische Daten auch die prätraumatische Lebensqualität (HrQoL) gemessen mit dem EQ-5D, die funktionelle Kapazität (Barthel Index) und die kognitiven Fähigkeiten (Mini Mental Test) gemessen. Aus diesen Parametern wurden mittels multivariater Analyse unabhängige Einflussfaktoren auf das Überleben ohne dauerhafte Pflegeheimeinweisung nach 1 Jahr ermittelt. Auf Basis dieser Faktoren wurde schließlich ein Prognoseinstrument, das Marburg Rehabilitation Tool for Hip fractures (MaRTHi) entwickelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von insgesamt 402 Patienten konnten 312 Patienten nach 1 Jahr nachuntersucht werden. 168 (54%) überlebten ohne institutionalisiert zu werden, 104 (33%) verstarben und 40 (13%) lebten im Pflegeheim. Unabhängige Einflussfaktoren für das Überleben ohne Instituionalisierung waren der American Society of Anesthesiologists (ASA) score (ASA 1 oder 2: OR=7.828; 95% CI=2.496-24.555 und ASA 3: OR=8.098; 95% CI=2.982-21.993 verglichen mit ASA 4 oder 5), der Mini Mental Test (OR=7.365; 95% CI=2.967-18.282 für 27-30 Punkte verglichen mit 0-10 Punkten) und das Patientenalter (OR=2.814; 95% CI=1.386-5.712 bei 75-89 Jahren und OR=2.520; 95% CI=0.984-6.453 bei 90-99 Jahren verglichen mit 60-74 Jahren und der prätraumatische EQ-5D (OR=2.163; 95% CI=1.119-4.179 für EQ-5D>0.80 verglichen mit <0.60). Die AUC (Area Under the receiver operating characteristic Curve) betrug 0.756 (95% CI=0.703-0.809). Die Sensitivitätsanalyse ergab einen MaRTHi Score von o bis 20 Punkten.
Unsere Daten an einem großen Patientenkollektiv bestätigen die bisherigen - enttäuschenden - Ergebnisse nach proximaler Femurfraktur. Mit Hilfe des MaRTHi konnte anhand von 4 Variablen das pflegeheimfreie Überleben prognostiziert werden. Neben den bekannten Risikofaktoren (Alter, Nebenerkrankungen und kognitive Fähigkeit) hatte auch die HrQoL vor der Fraktur einen Einfluss auf das Outcome. In weiteren Studien muss das MaRTHi validiert und Cut-off Werte definiert werden. Die HrQoL ist nicht nur ein entscheidender Outcomeparameter, sondern hat möglicherweise auch eine prognostische Bedeutung bei der Behandlung von geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur.