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Erste Validierung eines neu entwickelten Fragesbogens zur Erfassung von Angst, Vertrauen und Zufriedenheit bei verschiedenen Behandlungsmethoden in der Kinderunfallchirurgie
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: In der Kinderunfallchirurgie kam es durch technische Fortschritte zu einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung zahlreicher Verletzungen. Konservative Behandlungsmethoden mit aufwendigen Ruhigstellungen wurden zugunsten von minimal-invasiven chirurgischen Behandlungsoptionen zunehmend verlassen. Bisher werden zur Evaluation von Therapiealternativen medizinische Kriterien herangezogen. Psychologische Daten zeigen, dass auch psychologische Aspekte medizinischer Behandlungen immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Methodik: In Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie erfolgte die Erstellung des Fragebogens. Die Konstruktion des Fragebogens erfolgte auf Grundlage von Vorgesprächen und Literaturrecherchen. Es wurden verschiedene psychologische Konstrukte wie Angst, Vertrauen, gesundheitsbezogene Lebensqualität, wahrgenommene Einbeziehung in die Behandlungsentscheidung und Zufriedenheit der Patienten erfasst und diese durch etablierte oder neu entwickelte Skalen operationalisiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die erste Validierung (N = 55) des Fragebogens innerhalb der kindertraumatologischen Sprechstunde zeigt gute Reliabilitätswerte (Cronbach's alpha der Skalen zwischen .79 und .92) und Belege konvergenter und divergenter Validität für die neu entwickelte Skala "Sorgen". Zu je ca. 50 % erfolgte die Analyse von konservativ oder operativ behandelten Patienten. Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 8,5 Jahre. Bei der Analyse des Vertrauens zeigte sich generell ein hohes Vertrauen in das ärztliche Personal, jedoch ein statistisch signifikant höheres Vertrauen bei konservativer Behandlung (p = 0.044). Die Erfassung der Angst zeigte zwischen konservativ und operativ behandelten Kindern keinen Unterschied. Ein hochsignifikanter Unterschied zwischen operativ und konservativ behandelten Kindern zeigte sich beim Sorgen-Empfinden. Eltern konservativ behandelter Kinder hatten signifikant weniger Sorgen bei der Behandlung (p = 0,009). Die Wahrnehmung der Einbeziehung in die Therapieentscheidung und die Beeinträchtigung im Alltag wurde von beiden Gruppen als gleich empfunden. Bei der Auswertung der Patientenzufriedenheit zeigte sich eine höhere Patientenzufriedenheit nach konservativer Behandlung, jedoch ohne statistische Signifikanz.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen erstmal die Wahrnehmung der Patienten bzw. der Eltern der Patienten. In Kenntnis dieser Ergebnisse können zukünftig die Sorgen der Patienten besser verstanden und der Umgang mit den Ängsten der Patienten optimiert werden. Mit dem neuen Fragebogen erfolgt nun eine prospektive Längsschnittuntersuchung zur detaillierteren Analyse.