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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Dorsale Spondylodese der unteren Halswirbelsäule: Sollte der zervikothorakale Übergang mit instrumentiert werden?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg Osterhoff - Klinik für Unfallchirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • Judith von Oelhafen - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Bernhard Meyer - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Florian Ringel - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI15-744

doi: 10.3205/16dkou049, urn:nbn:de:0183-16dkou0491

Published: October 10, 2016

© 2016 Osterhoff et al.
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Text

Fragestellung: Im Bereich des zervikothorakalen Übergangs trifft die flexible Halswirbelsäule auf die rigidere Brustwirbelsäule. Dies könnte bei langstreckigen dorsalen Instrumentierungen, die bei C7 enden, zu Implantatversagen und Anschluss-Degeneration führen. Die bisher nicht evidenz-basierte Empfehlung einiger Autoren ist daher, in diesen Fällen die Instrumentierung bis Th1 oder Th2 zu erweitern.

Ziel dieser Studie war es, das radiologische und klinische Ausmass distaler Anschlussdegeneration zwischen Patienten zu vergleichen, deren Instrumentierung entweder bis cranial des zervikothorakalen Übergangs reicht oder - diesen überbrückend - bis Th1/Th2.

Methodik: Alle konsekutiven Patienten die zwischen 04/2007 und 07/2014 mittels einer langstreckigen zervikalen dorsalen Spondylodese versorgt wurden, welche entweder bei C7 ("CIS") oder Th1/Th2 ("TRANS") endete, wurden identifiziert (n = 98) und es wurde eine retrospektive Analyse der Krankenakten und der radiologischen Bildgebung durchgeführt.

Der sagittale Kyphosewinkel, die Bandscheiben-Höhe und die Bandscheiben-Degeneration im Anschluss-Segement caudal der Instrumentierung wurden auf der postoperativen und Verlaufs-Bildgebung quantifiziert. Zudem wurde die Notwendigkeit sekundärer Interventionen (Revisionseingriffe, Facetten-Infiltrationen, Orthesen-Behandlung) dokumentiert.

Ergebnisse: Bei 71 Patienten konnte ein postoperativer Verlauf (FU) von mindestens 6 Monaten überblickt werden (CIS: n=58, Alter 63±11 Jahre, FU 36±26 Monate; TRANS: n=16, Alter 65±13 Jahre, FU 37±21 Monate).

Während im zeitlichen Verlauf bei allen Patienten radiologische Zeichen der Degeneration im Segment unterhalb der Instrumentierung beobachtet werden konnten (ANOVA, p<0.001), ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen CIS und TRANS hinsichtlich der Zunahme an Kyphose (Mann-Whitney, p=0.162), Bandscheiben-Höhe (Mann-Whitney, p=0.204) oder Bandscheiben-Degeneration nach dem Mimura Grading System (Mann-Whitney, p=0.718).

Es zeigte sich jedoch, dass die Notwendigkeit sekundärer Interventionen wegen einer klinisch symptomatischen Anschluss-Degeneration oder -Instabilität im Segment unterhalb der Instrumentierung bei 18 (31.8 %) der 58 CIS-Fälle notwendig war, aber bei nur 1 (6.3 %) der 16 TRANS-Fälle (Fisher's Exact, p=0.038).

Schlussfolgerung: In unserer Studienpopulation wiesen Patienten mit langstreckigen zervikalen dorsalen und caudal bei C7 endenden Spondylodesen eine höhere Rate symptomatischer Anschluss-Degeneration im Segment unterhalb der Instrumentierung auf als Patienten, deren Instrumentierung den zervikothorakalen Übergang überbrückte.

Die erhobenen Daten weisen darauf hin, dass bei langstreckigen, von zervikal an C7 heranreichenden dorsalen Spondylodesen der zervikothorakale Übergang mit instrumentiert werden sollte.