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Veränderung des Gangbildes bei Patienten mit präarthrotischer Deformität des Hüftgelenkes: dreidimensionale instrumentelle Ganganalyse im Langzeitverlauf nach Morbus Perthes
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Liefert die dreidimensionale instrumentelle Ganganalyse im Langzeitverlauf nach Morbus Perthes Zusatzinformationen zu klinischen und radiologischen Parametern und lassen sich daraus klinisch-praktische Konsequenzen ableiten?
Methodik: 30 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 31±11 Jahren (18 bis 54 Jahre), die wegen eines einseitigen Morbus Perthes als Kind operativ (14 Patienten) oder konservativ (16 Patienten) behandelt wurden, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Als Kontrollgruppe dienten 40 gesunde Erwachsene ohne Gangbild-verändernde Vorerkrankungen. Hüftgelenksfunktion und klinische Symptomatik wurden anhand des Harris Hip Scores (HHS) zum Zeitpunkt der Ganganalyse dokumentiert. Anhand der Stulberg-Klassifikation wurde das Patientenkollektiv in 3 Gruppen eingeteilt (Gruppe 1 = gute Kongruenz, 16 Patienten, Stulberg 1 und 2; Gruppe 2 = moderate Kongruenz, 3 Patienten, Stulberg 3; Gruppe 3 = schlechte Kongruenz, 11 Patienten, Stulberg 4 und 5).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Vergleich zum Kontrollkollektiv zeigten sich in der Gruppe der Morbus Perthes Patienten unter anderem folgende signifikante Unterschiede (Mann-Whitney-U Test bei unabhängigen Stichproben): reduzierte Schrittfrequenz (p=0,007), verlängerte Schrittdauer des betroffenen Beines (p=0,002), vergrößerte Schrittbreite (p=0,001), vermehrter Bewegungsausschlag des Beckens in der Sagittalebene (p=<0,001) und auf der betroffenen Seite eine reduzierte maximale Hüftextension (p=0,002), eine reduzierte maximale Knieflexion in der Schwungphase (p<0,001) sowie eine geringere Leistungsgenerierung am Hüftgelenk (p<0,001). Innerhalb des Morbus Perthes Patientenkollektives nach Gruppeneinteilung zeigte sich ein signifikanter (ANOVA-Analyse, Kruskal-Wallis, nicht-parametrisch) Einfluss der Hüftgelenksdeformität auf die Dauer der Einbeinstandphase (p=0,024), die Dauer der Standphase (p=0,024) und das Bewegungsmuster des Beckens in der Frontalebene (p=0,026). Eine vermehrte Inkongruenz des Hüftgelenkes korrelierte weiterhin signifikant mit einem geringeren HHS (p=0,019), einem höheren Arthrosegrad nach Tönnis (p=0,0139) und einem verminderten Head-Neck-Index (p<0,001).
Im Vergleich zum Normalkollektiv zeigen sich beim untersuchten Patientenkollektiv signifikante Veränderungen des Gangbildes (Weg-Zeit-Parameter, Kinematik, Kinetik) mit Verlust der Symmetrie. Global spiegelte sich die eingeschränkte Hüftfunktion in der Sagittalebene in einem pathologischen „hip flexor index“ wieder. Die beobachteten Veränderungen dokumentierten einen Schonmechanismus für das betroffene Gelenk.
Auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchung könnte sich die Ganganalyse zukünftig unter anderem dazu eignen, operative oder konservative Therapien beim Morbus Perthes vom floriden Stadium an zu überwachen, damit pathologische Bewegungsmuster erkannt und gezielt behandeln werden können.