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Bakterielle Arthritis bei einer immunkompetenten Patientin durch Kocuria rhizophila
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Published: | August 30, 2023 |
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Vorgeschichte: Im Juni 2022 erfolgte die notfallmäßige Vorstellung und stationäre Aufnahme der 16-jährigen Patientin aufgrund einer Kniegelenkschwellung rechts. Es handelt sich um eine bisher gesunde Patientin ohne Dauermedikation. Zum Zeitpunkt der Aufnahme befand sie sich in einem guten Allgemeinzustand und war fieberfrei. Es erfolgte eine Gelenkpunktion mit Nachweis von 10.770 Leukozyten/µl im Punktat, ein Keimnachweis gelang nicht. Bei positiven Borrelien OspC IgM und V.a. Chlamydien Infektion erfolgte eine antibiotische Therapie mit Azithromycin über 3 Tage und Amoxicillin über 4 Wochen.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Bei der Erstvorstellung in unserer rheumatologischen Ambulanz im Januar 2023 bestand weiterhin eine Gonarthritis rechts mit Bewegungsdefizit bei gutem Allgemeinzustand und Fieberfreiheit. Eine Medikation wurde nicht eingenommen.
Diagnostik: Die ausführliche Labordiagnostik zeigte erhöhte Entzündungszeichen, einen hochtitrig positiven ANA Nachweis, einen negativen ENA Blot und einen schwach positiven OspC Borrelien IgM Immunoblot bei positivem Borrelien IgM sowie negative Chlamydia-trachomatis und -pneumoniae Serologien. Eine Kernspintomographie ergab eine Synovitis mit Ergussbildung ohne Hinweis auf einen Kniebinnenschaden. Bei erneuter Gelenkpunktion gelang der Nachweis von 63.550 Leukozyten/µl und 94% Neutrophilen sowie von Kocuria rhizophila (multisensibel).
Therapie: Die Kocuria spezies sind grampositive Keime aus der Familie der Mikrococcaceae. Die Literaturrecherche zeigt Berichte von Infektionen durch Bakterien der Gruppe Kocuria vermehrt bei immunsupprimierten und vorerkrankten Patienten [1], [2], [3]. Vereinzelte Case reports berichten aber über Infektionen, wie z.B. Peritonitis [4] und Endokarditis [5], auch bei immunkompetenten Kindern. Aufgrund der Granulozytose im Punktat und dem Nachweis von Kocuria rhizophila und damit dem Nachweis einer septischen Arthritis erfolgte eine antibiotische Therapie mit Clindamycin p.o. über 4 Wochen. Bei der Punktion wurde zudem bereits Triamcinolon hexacetonid instilliert. Erschwert wurde die Therapieentscheidung zusätzlich durch den hoch positiven ANA Titer, hinweisend auf eine juvenile idiopathische Arthritis, sowie die bereits erfolgte antibiotische Therapie im Sommer 2022.
Weiterer Verlauf: Im Verlauf kam es nach der Triamcinolon Instillation zu einer zügigen klinischen Besserung der Gonarthritis. Es zeigte sich insgesamt ein milder Verlauf nach einer bakteriellen Arthritis durch Kocuria rhizophila.
Literatur
- 1.
- Dotis J, Printza N, Stabouli S, Papachristou F. Kocuria species peritonitis: although rare, we have to care. Perit Dial Int. 2015 Jan-Feb;35(1):26-30. DOI: 10.3747/pdi.2013.00138
- 2.
- Kandi V, Palange P, Vaish R, Bhatti AB, Kale V, Kandi MR, Bhoomagiri MR. Emerging Bacterial Infection: Identification and Clinical Significance of Kocuria Species. Cureus. 2016 Aug 10;8(8):e731. DOI: 10.7759/cureus.731
- 3.
- Purty S, Saranathan R, Prashanth K, Narayanan K, Asir J, Sheela Devi C, Kumar Amarnath S. The expanding spectrum of human infections caused by Kocuria species: a case report and literature review. Emerg Microbes Infect. 2013 Oct;2(10):e71. DOI: 10.1038/emi.2013.71
- 4.
- Brändle G, L'Huillier AG, Wagner N, Gervaix A, Wildhaber BE, Lacroix L. First report of Kocuria marina spontaneous peritonitis in a child. BMC Infect Dis. 2014 Dec 30;14:719. DOI: 10.1186/s12879-014-0719-5
- 5.
- Moreira JS, Riccetto AG, Silva MT, Vilela MM; Study Group Centro Médico de Campinas/Franceschi Medicina Laboratorial. Endocarditis by Kocuria rosea in an immunocompetent child. Braz J Infect Dis. 2015 Jan-Feb;19(1):82-4. DOI: 10.1016/j.bjid.2014.09.007