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Diagnostische Wertigkeit der Thermographie bei Carpitis: Renaissance der Thermographie? Erste Ergebnisse einer explorativen retrospektiven Studie
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Published: | October 8, 2019 |
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Einleitung: Die Erfassung von entzündlichen Veränderungen im Rahmen von systemisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen ist sehr wichtig, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten. Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, den potentiell nützlichen Einsatz einer Infrarot-Kamera speziell bei Carpitis zu evaluieren.
Methoden: Patienten mit V.a. Carpitis auf dem Boden von rheumatoider Arthritis (RA), Sponylitis ankylosans (SpA), Psoriasis Arthritis (PsA) sowie gesunde Probanden wurden mittels Thermographie untersucht.
Verwendet wurde eine hochauflösende Infrarot-Kamera zur Erstellung von Thermogrammen bei 21 – 25°C Raumtemperatur. Beim Patientenkollektiv wurden klinische Parameter (Druckschmerz, Schwellung) sowie arthrosonographische Befunde (Hypervaskularisation) erfasst. Mittels der zugehörigen Software wurden Regionen über den Gelenken eingegrenzt („Regions of Interest“ bzw. ROI) und Temperaturwerte entnommen. Ebenso wurden die heißesten Flächen (sog. „Hotspots“) durch einen Cluster-Algorithmus generiert und unter den Gruppen verglichen.
Ergebnisse: Bis dato wurden 78 Handgelenke von 39 Patienten mit V.a. Arthritis [64% weiblich, Alter im Median 57 (47J – 70J IQR)] und 72 Handgelenke von 36 Gesunden Probanden [78% weiblich, Alter im Median 44 (27J – 55J IQR)] thermographisch untersucht.
54% der Patienten [Diagnosen: 85,7% RA, 4,8% LORA, 4,8% Overlapsyndrom, 4,8% SpA] zeigten in einem oder beiden HG (26 Gelenke insgesamt) eine Hypervaskularisation in der Arthrosonographie. Bei 46% der Patienten [Diagnosen: 66,7% RA, 11,1% PsA, 11,1% Kollagenose (undifferenziert), 11,1% nicht-rheumatisch-entzündlich] konnte ein- oder beidseitig keine Hypervaskularisation (29 Gelenke insgesamt) festgestellt werden.
Im Patientenkollektiv mit Hypervaskularisation zeigten sich signifikant höhere Durchschnitts-, Minimal-, Maximaltemperaturen der ROI (P-Wert jeweils <0,0001) und größere Hotspotflächenverhältnisse (p-Wert<0,0001), aber kaum Unterschiede bei der Temperaturspanne (p-Wert=0,166) gegenüber den anderen beiden Gruppen. Patienten mit Gelenkschwellungen (p=0,014) und Druckschmerzen (p=0,004) zeigten höhere Hotspotflächenverhältnisse. In der gesamten Patientengruppe korrelierten Hotspotgröße und Hypervaskularisationsgrad (r=0,694).
Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu anderen bildgebenden Verfahren ist die Thermographie kostengünstig, non-invasiv und beliebig oft anwendbar. Bisher kann die Thermographie nicht als Ersatz anderer bildgebender Verfahren, sondern vielmehr als bereichernde Ergänzung betrachtet werden. Weitergehend sollen in diesem Rahmen auch andere Gelenke untersucht werden.