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Übergewichts- und Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA)
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Published: | February 5, 2019 |
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Einleitung: Heranwachsende mit JIA besitzen aufgrund krankheitsspezifischer Symptome und Therapien ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Übergewichts. Andererseits kann ein bereits bestehendes Übergewicht entzündliche Prozesse verstärken, frühzeitige atherosklerotische Veränderungen verursachen und Stoffwechselstörungen begünstigen. Ziel war es demnach zu untersuchen, a) wie hoch die Übergewichts- und Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit JIA im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist, und b) welche gesundheitsrelevanten Parameter im Zusammenhang mit Übergewicht stehen.
Methoden: Im Rahmen der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher (Kinder-KD) des Jahres 2016 wurden die von Arztseite dokumentierten Körpergewichts- und Körpergrößenangaben analysiert. Übergewicht wurde als das Überschreiten des 90. Perzentils, Adipositas des 97. Perzentils definiert. Für den Vergleich mit Bevölkerungsdaten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS, Welle 2, 2014-2017) wurden Daten von JIA-Patienten im Alter zwischen 3 und 17 Jahren berücksichtigt. Die Untersuchung von Korrelaten der Übergewichtsprävalenz beinhaltete sowohl klinische als auch selbstberichtete Patientendaten und erfolgte unter Verwendung von Regressionsanalysen.
Ergebnisse: Insgesamt konnten Daten von 6892 Kindern und Jugendlichen mit JIA aus 66 kinderrheumatologischen Einrichtungen (Alter 11,5 ± 4 Jahre, Krankheitsdauer 4,5 ± 3,6 Jahre, 66% Mädchen, 40% persistierende Oligoarthritis) analysiert werden. Die Übergewichts- (7,2%) und Adipositasprävalenz (2,0%) war im Jahr 2016 geringer als jene der Allgemeinbevölkerung (9,5% bzw. 5,9%). Anders als in KIGGS, zeigten sich für Übergewicht (einschließlich Adipositas) signifikante Geschlechterunterschiede (Mädchen 8,0% vs. Jungen 11,4%, p<0,05). Bei den Mädchen war die Übergewichtsprävalenz in der Altersgruppe 7-10 (9,0%) am höchsten, bei den Jungen in der Altersgruppe 11-13 (14,5%). Während die Übergewichtsrate in der Allgemeinbevölkerung geschlechterunabhängig im Altersgang steigt, traf dies bei JIA nur für Patienten männlichen Geschlechts zu. Die höchste Übergewichtsrate fand sich in der Gruppe der Patienten mit systemischer JIA (13,6%). In multivariaten Analysen waren männliches Geschlecht (OR 1,58; 95%KI: 1,25-2,00), eine niedrige berufliche Qualifikation der Eltern (OR 2,03; 95%KI: 1,45-2,84), stärkere Funktionseinschränkungen (OR 1,31; 95%KI: 1,04-1,65), sowie eine Therapie mit biologischen DMARDs (OR 1,35; 95%KI: 1,03-1,78) und systemischen Glukokortikoiden (OR 1,47; 95%KI: 1,00-2,16) mit Übergewicht assoziiert.
Schlussfolgerung: Die Übergewichts- und Adipositasprävalenz von jungen Rheumatikern mit JIA ist niedriger als jene von Kindern und Jugendlichen in der Allgemeinbevölkerung und stark mit Funktionseinschränkungen, der Behandlung mit Glukokortikoiden und dem elterlichen Bildungsniveau verbunden. Welche Rolle Übergewicht für das langfristige Outcome der JIA spielt, bedarf weiterer Untersuchungen.
Die Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher wird von Pfizer, Abbvie und Chugai finanziell unterstützt.