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46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

19.09. - 22.09.2018, Mannheim

Übergewichts- und Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA)

Meeting Abstract

  • Florian Milatz - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Martina Niewerth - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Nils Geisemeyer - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Anton Hospach - Olga Hospital, Stuttgart
  • Angelika Thon - Medizinische Hochschule Hannover, Pädiatrische Pneumologie, Allergologie & Neonatologie, Hannover
  • Christoph Rietschel - Clementine Hospital Frankfurt, Kinderklinik, Frankfurt/Main
  • Rainer Berendes - Kinderkrankenhaus St. Marien, Landshut
  • Ralf Trauzeddel - Helios Klinikum Berlin-Buch Klinik für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendrheumatologie, Berlin
  • Kirsten Minden - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) und Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Mannheim, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocKR.08

doi: 10.3205/18dgrh122, urn:nbn:de:0183-18dgrh1224

Veröffentlicht: 5. Februar 2019

© 2019 Milatz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Heranwachsende mit JIA besitzen aufgrund krankheitsspezifischer Symptome und Therapien ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Übergewichts. Andererseits kann ein bereits bestehendes Übergewicht entzündliche Prozesse verstärken, frühzeitige atherosklerotische Veränderungen verursachen und Stoffwechselstörungen begünstigen. Ziel war es demnach zu untersuchen, a) wie hoch die Übergewichts- und Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit JIA im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist, und b) welche gesundheitsrelevanten Parameter im Zusammenhang mit Übergewicht stehen.

Methoden: Im Rahmen der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher (Kinder-KD) des Jahres 2016 wurden die von Arztseite dokumentierten Körpergewichts- und Körpergrößenangaben analysiert. Übergewicht wurde als das Überschreiten des 90. Perzentils, Adipositas des 97. Perzentils definiert. Für den Vergleich mit Bevölkerungsdaten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS, Welle 2, 2014-2017) wurden Daten von JIA-Patienten im Alter zwischen 3 und 17 Jahren berücksichtigt. Die Untersuchung von Korrelaten der Übergewichtsprävalenz beinhaltete sowohl klinische als auch selbstberichtete Patientendaten und erfolgte unter Verwendung von Regressionsanalysen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten Daten von 6892 Kindern und Jugendlichen mit JIA aus 66 kinderrheumatologischen Einrichtungen (Alter 11,5 ± 4 Jahre, Krankheitsdauer 4,5 ± 3,6 Jahre, 66% Mädchen, 40% persistierende Oligoarthritis) analysiert werden. Die Übergewichts- (7,2%) und Adipositasprävalenz (2,0%) war im Jahr 2016 geringer als jene der Allgemeinbevölkerung (9,5% bzw. 5,9%). Anders als in KIGGS, zeigten sich für Übergewicht (einschließlich Adipositas) signifikante Geschlechterunterschiede (Mädchen 8,0% vs. Jungen 11,4%, p<0,05). Bei den Mädchen war die Übergewichtsprävalenz in der Altersgruppe 7-10 (9,0%) am höchsten, bei den Jungen in der Altersgruppe 11-13 (14,5%). Während die Übergewichtsrate in der Allgemeinbevölkerung geschlechterunabhängig im Altersgang steigt, traf dies bei JIA nur für Patienten männlichen Geschlechts zu. Die höchste Übergewichtsrate fand sich in der Gruppe der Patienten mit systemischer JIA (13,6%). In multivariaten Analysen waren männliches Geschlecht (OR 1,58; 95%KI: 1,25-2,00), eine niedrige berufliche Qualifikation der Eltern (OR 2,03; 95%KI: 1,45-2,84), stärkere Funktionseinschränkungen (OR 1,31; 95%KI: 1,04-1,65), sowie eine Therapie mit biologischen DMARDs (OR 1,35; 95%KI: 1,03-1,78) und systemischen Glukokortikoiden (OR 1,47; 95%KI: 1,00-2,16) mit Übergewicht assoziiert.

Schlussfolgerung: Die Übergewichts- und Adipositasprävalenz von jungen Rheumatikern mit JIA ist niedriger als jene von Kindern und Jugendlichen in der Allgemeinbevölkerung und stark mit Funktionseinschränkungen, der Behandlung mit Glukokortikoiden und dem elterlichen Bildungsniveau verbunden. Welche Rolle Übergewicht für das langfristige Outcome der JIA spielt, bedarf weiterer Untersuchungen.

Die Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher wird von Pfizer, Abbvie und Chugai finanziell unterstützt.