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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Defektdeckung mit einer freien M. gracilis Lappenplastik bei einer 94-jährigen Patientin nach II-III° offener Tibiafraktur: Gibt es eine Altersgrenze in der rekonstruktiven Mikrochirurgie und beim Extremitätenerhalt?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ahmet Bozkurt - Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Rekonstruktive Mikrochirurgie und Periphere Nervenchirurgie (ZEMPEN), Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt
  • Eckhard Priepke - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Traumazentrum, Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt
  • Ulrich Rieger - Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Rekonstruktive Mikrochirurgie und Periphere Nervenchirurgie (ZEMPEN), Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc262

doi: 10.3205/15dgpraec262, urn:nbn:de:0183-15dgpraec2621

Published: September 28, 2015

© 2015 Bozkurt et al.
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Der demographische Wandel stellt auch die Plastische Chirurgie vor neuen Herausforderungen. Das Patientengut wird immer älter und die Notwendigkeit mikrochirurgischer Techniken und der Weichteildeckung wird bis ins hohe Alter notwendig.

Fallbeispiel: Wir stellen den Fall einer 94-jährigen Patientin vor, die eine II-III° offene distale Tibiafraktur erlitt und auswärts mit einem Fixateur extern versorgt wurde. Der Weichteildefekt (ca. 8x8cm) wurde temporär mit einem VAC-Verband versorgt. Trotz des hohen Alters lebt die Patientin im 1. Wohnstock und versorgt sich selber. Daher lehnte die Patientin eine Unterschenkelamputation ab und wurde in unser Zentrum verlegt.

In einem interdisziplinären Ansatz sowie nach eingehender Aufklärung der Patientin wurde aufgrund des guten Allgemeinzustandes der Extremitätenerhalt mit einer freien M. gracilis Lappenplastik angestrebt.

Zunächst erfolgte eine Exploration der Gefäße im medialen Unterschenkeldrittel mit Darstellung der stark verkalkten A. tibialis posterior. Aufgrund des kleinen Kalibers und des verminderten venösen Rückflusses der Begleitvenen (Vv. tib. post.) erfolgte die Selektion eines Seitenastes der V. saphena magna. Danach wurde ein osteosynthetischer Verfahrenswechsel durch die Kollegen der Unfallchirurgie durchgeführt. Parallel erfolgte die Hebung des M. gracilis (Länge ca. 20cm) vom kontralateralen Oberschenkel bei einem arteriellen Gefäßkaliber von ca. 1mm. Der Gefäßanschluß erfolgte arteriell End-zu-Seit an die A. tib. post. sowie venös End-zu-End Technik an einen Seitenast der V. saphena magna. Der M. gracilis wurde durch eine Epimysiotomie in seiner Breite expandiert und mittels Spalthaut bedeckt.

Der postoperative Verlauf gestaltete sich regelrecht und es kam zu einer Lappeneinheilung ohne Komplikationen. Der Unterschenkel konnte erhalten und eine Amputation vermieden werden.

Schlußfolgerung: Der demographische Wandel beinhaltet eine durchschnittlich höhere Lebenserwartung der Bevölkerung mit einem Anstieg des Anteils älterer Menschen. Dieser Wandel stellt auch eine Herausforderung für die Plastische Chirurgie dar. Unter Einbeziehung der Sozialanamnese und unter Berücksichtigung der Vorerkrankungen sollte aus unserer Sicht diese Herausforderung angenommen werden und ein Extremitätenerhalt auch im hohen Alter angestrebt werden.

Die freie M. gracilis Lappenplastik ist aus unserer Sicht eine relativ sichere sowie effiziente Technik und stellt aus unserer Sicht ein Lappen der ersteren Wahl dar.